Gerne verwenden wir, wenn wir von kirchlichen Aufbrüchen reden, die Metapher der Wildnis. Des Neulands. Des großen, zuweilen unbequemen, Unbekannten. Doch in Baden formiert sich – neben allem Großen und Wilden, was aus dem Süden kommt, auch eine Gegeninitiative. Ein Aufbruch ins Kleine. Ein Aufbruch ins Wohnzimmer.
YChurches als neue Form von Kirche
Vor einigen Jahren entstand das Konzept der YChurches. Angedockt an die Gewohnheiten, Gepflogenheiten und Gedanken der jungen Menschen und des CVJM – YMCA, sollten sie dem englischen „we’re doing church“ entsprechen. So sollten Kirche neu gedacht und neu gelebt werden. Nicht mehr nur als sakrales Gebäude und sonntagvormittägliche Veranstaltung, sondern als Zusammenkunft, als Brotteilen (und Alltag), als Gemeinschaftserfahrung. Im Kleinen eben. Jung, wenig ritualisiert oder festgelegt, sondern experimentell, provisorisch, gastfreundlich und radikal an Jesus orientiert. Ralf Zimmermann schrieb 2019 in einem Aufsatz dazu: „YChurch will junge Menschen dazu ermutigen, auf einfache Weise vor Ort Kirche zu sein, eigentlich die Berufung Gottes für alle Christen. Kirche wird vor allem dadurch belebt, dass Christen sich berufen lassen, Gemeinschaft miteinander und mit ihm zu pflegen. Dies verändert unser Leben, unser Umfeld, unsere CVJM, unsere Kirche und unsere Gesellschaft. Dazu hat er uns beauftragt und befähigt.“
Aufbruch ins Kleine
Seitdem gibt es Menschen, die genau das leben und ausprobieren. YChurch – Kirche im Kleinen. Auf einer Klausur rekapitulierte das dahinterstehende Team, wie sie inzwischen ihren eigenen Ansprüchen gerecht werden. Und sie beschlossen sich zu einem Neustart. „Wenn wir über Gemeinde nachdenken, dann fangen wir nicht bei Gemeinde an, sondern bei Jüngerschaft“, hatten sie sich einst auf die Fahnen geschrieben. Aber es ist natürlich nicht ganz leicht, in einem System, das von den großen Strukturen her gedacht ist, dabei auch zu bleiben und nicht eben in Gemeinde-Strukturen zu denken. Deshalb der Reboot. „YChurch – Wohnzimmer-Edition“. Ziel ist es „ein Semester lang von Gottes Wort, vom Zuspruch untereinander, vom Gebet füreinander inspiriert und begeistert [zu] sein, um auf einfach Weise herauszufinden, wo uns Gott hinführen möchte.“ Weniger Programm. Mehr Jüngerschaft. Weniger Action. Mehr Authentizität. Weniger Veranstaltungen. Mehr Lebenteilen.