Woran merkt man, dass man alt wird? Daran, dass die Teenager von heute die Klamotten wieder modern machen, die man selber als Teenager getragen hat. Und daran, dass man die Kids, die einst zu einem in die Jungschar gegangen sind, nicht mehr wiedererkennt.
Jetzt sitz ich da also, peinlich berührt aufgrund meiner Blindheit, auf der Hochzeit meiner Schwester und spreche mit David. David ist Anfang 20 und hat gerade angefangen zu studieren. Fotografiert nebenher, deswegen ist er auf der Hochzeit. Und er erzählt, wie das damals so für ihn war, als er zwischen acht und zehn Jahren alt war und in die Jungschar kam. Die Jungschar, die ich mit einem anderen ehrenamtlichen Mitarbeitenden gemacht hab.
Er berichtet, wie prägend diese Zeit für ihn war. Was sein Lieblingsspiel war. Und von seiner ersten Zeltlagererfahrung: Kaum von den Eltern auf den Platz gebracht, gerade die Sachen ins Zelt geräumt, mega aufgeregt gewesen. Und direkt im Sanitätszelt gelandet. Hockeyschläger versus Auge. Klarer Gewinner: der Hockeyschläger. Fahrt ins Krankenhaus und am Abend stinksauer auf den Zeltleiter (mich), weil er so nicht beim Unten-Durch-Nachtturnier mitspielen durfte.
Das von jemandem zu hören, den ich begleitet habe, war eine saukrasse Erfahrung für mich. Jemand, der mir sagt, so wie du mit uns umgegangen bist, das war cool. Wir haben zu dir aufgeschaut. Wir wollten unseren Glauben leben, wie du das gemacht hast. In diesem Gespräch wird mir bewusst, wie unglaublich wichtig das war und was für eine riesige Verantwortung und damit auch Bürde das sein kann. Damals war mein eigener Glaube nicht gefestigt, meine Theologie teilweise fragwürdig. Damit hab ich junge Menschen angesteckt und geprägt. War das gut? Hab ich genügt? Fragen, die ich abschließend nicht beantworten kann. Wahrscheinlich manchmal nicht und ein andermal schon. Wie das eben eigentlich immer ist im Leben.
So saßen wir da und haben uns ausgetauscht. Über Geschichten, die auch ich noch erzählen kann. Und von meiner Zeit als Jungscharler. Wie Menschen mich geprägt haben auf meinem Weg, mit all ihren Unzulänglichkeiten und noch viel mehr authentischem Christsein. Ich hab das damals alles aufgesogen und später zu meinem eigenen gemacht. Gemeinsam mit Gott eben. Und so ist es hoffentlich auch den Jungscharlern von damals ergangen; David und den anderen.