inspiriert

Friedhöfe der Zukunft

10. April

Bestattungen werden immer teurer. Plätze auf Friedhöfe werden immer weniger vollständig ausgeschöpft. Orte des Trauerns und des Trosts verlagern sich immer mehr in den digitalen Raum.

So tönt es zumindest aktuell durch die Medienlandschaft. Vermehrt würden auf Friedhöfen Urnengräber angefragt, kaum jemand lasse sich heute noch im Sarg bestatten und übernehme dann die Grabpflege für die kommenden 25 Jahre (oder gebe sie an die Friedhofsgärtnerei ab), heißt es in diesem Zusammenhang oft. Angestellte Friedhofsgärtner:innen beklagen, dass auf der einen Seite die Pflege der Anlagen immer aufwändiger werde, zugleich aber auf der anderen Seite genau deshalb kaum noch individuell und vielfältig gedacht werde. Stattdessen Eiben, Fiederpolster und Kriech-Wachholder – Einheitslook – wohin man schaut. Dass Friedhöfe Orte der Ruhe sind, Inseln der Stille und der Einkehr sind, schön angelegt, ein Erholungsraum im lauten Stadtgetrubel – nicht nur für Trauernder, scheint vorbei zu sein. Und es ist ja vermutlich auch sinnvoll und gut, dass einige ungenutzte Kirchen sich zu Kolumbarien, also Urnengrabstätten, verändern. Ebenso erfreuen sich digitale Friedhöfe, virtuelle Trauerhallen und Internet-Gästebücher für Hinterbliebene nicht erst seit Corona großer Beliebtheit.

Aber genau diese ganzen Veränderungen müssen wahrgenommen, besprochen und begleitet werden. Wie und wo wir trauern. Wo wir verstorbenen gedenken und wie sich unsere Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod ausgestaltet, braucht sensibel eröffnete und gehaltene Räume.

Und genau deshalb ist es gut, dass es Dossiers, Thementage im Radio und Fachtage verschiedener Landeskirchen, Bistümer und Kirchenkreise gibt, die sich mit der Frage nach der Zukunft der Friedhöfe befassen. Wie die Kirche Oldenburg, die eine Fachtagsreihe unter dem Titel „Unsere Friedhöfe – Fachtag am Puls der Zeit“ gestartet hat. Die ersten Fachtage fanden bereits statt, bis in den Sommer hinein folgen weitere, die sich unter anderem mit der Fragestellung befassen: „Kirchenbau, Kunst- und Denkmalpflege / Bestattungen und Grabanlagen im Wandel“ oder „Neue Formen des Gedenkens“.

Denn wenn Kirche stirbt – wie es so viele prognostizieren – braucht sie selbst einen Ort, wo man ihren Verlust betrauern kann.

Autorin, Lektorin, Redakteurin von Beruf. Im Fresh X-Netzwerk und an der CVJM-Hochschule. Mitarbeitende, Mitdenkende, Mitgestaltende in Kirche. Suchende, Sehnende, Scheiternde, Fragende, Findende, Fordernde im Privaten.