Neulich ist mir während einer Sitzung zu Personalfragen beinahe der Kragen geplatzt. Sofern jemandem »beinahe der Kragen platzen« kann, ohne dass man (hoffentlich) dabei unprofessionell wirkt. Ein wirklich toller Kollege sprach davon, dass man sich in einer Sache nochmal vergewissern müsse. Aus meiner – ganz subjektiven Sicht natürlich – war das Problem daran, dass wir nicht zum ersten Mal über diese Sache sprachen. Dass es schon mehrere Runden der Vergewisserung gab.
Jetzt kann man daran viel diskutieren. Zum Beispiel, dass diese Aussage eine Art Machtfrage ist. Denn wer bestimmt an welcher Stelle eigentlich, wann es genug Vergewisserung gibt? Nicht weil Gewissheit zur Herrschsucht neigt, sondern weil es in den aktuellen komplexen Kontexten von Kirchenentwicklung schlicht keine Gewissheiten gibt. Es gibt immer ein Aber, immer ein Vielleicht. Ein Vielleicht auch nicht.
Das führt direkt zu dem nächsten, was zu diskutieren wäre: Nämlich woran man Vergewisserung eigentlich fest machen kann, woran man sie erkennt. Ich schätze dieses Nachfragen sehr, weil es wirklich hilft. Woran kann man fest machen, was eine oder einen verunsichert? Aber eben auch, dass man sich einer Sache gewiss ist. Ja, vielleicht hätten wir es in dieser Sitzung neulich noch ein letztes Mal bewusst umdrehen müssen: Was macht dich, euch, uns gewiss, dass dieser Weg der richtige ist?
Was aber meinen Kragen noch in einer anderen Weise porös gemacht hat, war die Atmosphäre und das Kulturprägende dieser Ansage. Denn, wenn man als Organisation so viel Wert auf Vergewisserung legt, strahlt man das auch aus. Man zieht auch entsprechend genau die Menschen an, die Gewissheit suchen – und nicht das Risiko. Das ist natürlich durchaus legitim. Gleichzeitig muss aber auch klar sein, dass uns nur noch das Risiko weiterbringt.
Letztlich glaube ich: Das alles gilt nicht nur für uns, die wir in einer bischöflichen Behörde wie einem Generalvikariat arbeiten; das sind die alltäglichen Grundsatzfragen für jede Pionierin, für jeden Pionier. Und auch für alle diejenigen, die in einem ganz normalen Dienst einfach auch etwas Neues ausprobieren wollen. Ohne diesen Moment, in dem man sich nicht so ganz sicher sein KANN, muss man anfangen den ersten Schritt auf das Wasser zu machen.