Was die Arbeit mit Kindern in Kirche und für jeden Kontext braucht
Sind Kinder die Zukunft von Kirche?
Prof. Dr. Florian Karcher: Tja, der Slogan „Kinder bzw. Jugendliche sind die Zukunft der Kirche“ ist schon ziemlich ausgelutscht. Natürlich sind die Kinder die Zukunft der Kirche, weil sie ja die Kirchenmitglieder, die Ehrenamtlichen und die Hauptamtlichen der Zukunft sind – ein Gesetz der Biologie. Die Frage ist aber, ob die Kinder von heute in Zukunft noch Interesse haben, Kirche zu gestalten und da kommt es vor allem darauf an, was Kirche HEUTE dafür tut.
Und wie sähe eine kinderfreundliche Kirchengemeinde von HEUTE aus?
Entscheidend ist eine Grundhaltung, die danach fragt, ob sich Kinder in der Gemeinde wohlfühlen und die Angebote kindgerecht sind. Es reicht eben nicht, wenn Kinder „mitgebracht“ werden dürfen, sondern Gemeinde muss so gestaltet sein, dass Kinder auch gerne da sind und in ihren Bedürfnissen, z.B. nach Bewegung, nicht permanent eingeschränkt werden. Eine kinderfreundliche Gemeinde ist auch unbedingt eine familienfreundliche Gemeinde, denn nur da wo Eltern sich wohlfühlen, bringen sie auch ihre Kinder mit.
Unterscheiden sich Angebote für Kinder, die aus einer fx-Haltung heraus entstehen, von solchen, die „einfach so“ gestartet werden?
Fresh X fragt ja konsequent danach, welche Form von Kirche Menschen in unterschiedlichen Lebenssituationen brauchen und das gilt auch für Angebote mit Kindern. Das, was wir selbst in der Kindheit erfahren haben, z.B. einen richtig guten Kindergottesdienst, ist nicht das, was Kinder in unterschiedlichen Kontexten brauchen bzw. ihnen gerecht wird. Da, wo Arbeit mit Kindern mit fx-Haltung wächst, braucht es einen guten Blick dafür und am besten das Gespräch mit Kindern, wie sie sich das so vorstellen.
Wie kann oder sollte man Hauptamtliche, die mit Kindern arbeiten (werden), bereits im Studium ausbilden? Worauf kommt es an?
Wir wissen aus Studien, dass eine gute gemeindliche Arbeit mit Kindern eine hohe Prägekraft hat und sogar dafür entscheidend sein kann, ob jemand später noch Kirchenmitglied bleibt oder seine eigenen Kinder taufen lässt. Deswegen rate ich jeder Gemeinde die besten Theolog:innen und die besten Pädagog:innen in der Arbeit mit Kindern einzusetzen. Es ist daher wichtig, sich schon in der Ausbildung mit der Kindheit an sich, z.B. in der Entwicklungspsychologie, zu beschäftigen und auch religionspädagogische Konzepte zu lernen, die Kindern gerecht werden, z.B. die Kinder- und Jugendtheologie.
Inwiefern spielt die Haltung von Fresh X in den Seminaren und Vorlesungen an der CVJM-Hochschule eine Rolle?
An der CVJM-Hochschule spielt die fx-Haltung an vielen Stellen eine Rolle – implizit und explizit. Schon in den Grundlagen des Studiums kommt das vor ohne, dass es immer direkt um Fresh X geht, z.B. wenn unsere Studierende sich mit Missionstheologie oder Sozialraumanalyse auseinandersetzen. Aber es gibt auch Lehrveranstaltungen und sogar ganze Module, die sich ausdrücklich mit Fresh X beschäftigen und Studierende darauf vorbereiten, in fx-Initativen beruflich tätig zu werden oder selbst eine zu gründen.
Vielen Dank für das Gespräch.
Dr. Florian Karcher ist Professor für Religions- und Gemeindepädagogik an der CVJM-Hochschule und lehrt und forscht u.a. zur Jugendarbeit und zu neuen Formen von Kirche. Der 42jähre lebt bei Kassel und ist dort im Gründungsteam einer fx im ländlichen Raum.