Gegründet wurde es vor rund drei Jahren von der Sozialpädagogin und Wirtschaftswissenschaftlerin Anna Reppel und dem Betriebswirtschaftler Erik Reppel. Ihre Vision: „Wir wollen Kinder und Familien erreichen in mehreren Stadtteilen oder Gebieten, mit ihnen unterwegs sein, sie sozialpädagogisch unterstützen und gleichzeitig auch erzählen, dass es etwas Christliches geben kann“, erzählt Anna. Denn für viele Kinder, die in den Hochhäusern rund um das Ladenlokal aufwachsen, sind die beiden und ihre Mitarbeiter nicht selten die allerersten Menschen, die sie kennenlernen, die als Christen, als religiöse Menschen leben. Eine Kirche gibt es in diesen Stadtteilen nicht. Dass es Gott gibt, ist nicht mehr als ein Gerücht und dass ein Pfarrer keinen LKW fährt, ist für die meisten Kinder überraschend.
Spezialisierung aufs Spielen
Spezialisiert haben sich Anna, Erik und ihr Team auf Spielplatzarbeit. Mit einem Lastenrad voller Spielsachen fahren sie die Spielplätze von inzwischen fünf Stadtteilen ab und veranstalten Spielplatzfeste. Daneben bieten sie in ihren inzwischen zwei Ladenlokalen feste Nachmittagsprogramme an: In der Hundegruppe soll ein liebevolle Erziehungsstil mit den Vierbeinern geübt werden, in der Playmobilgruppe lernen die Kinder vor allem erst einmal Geschichten ausdenken und erzählen. Aber sie hören auch Geschichten aus der Bibel und spielen diese mithilfe der kleinen Plastikmännchen nach. In der Wirtschaftsgruppe gibt Erik interessierten Kindern seine Leidenschaft für Zahlen, Rechnungen und kluges wirtschaftliches Haushalten weiter. Daneben gibt es noch offene Spieltreffs sowie eine Hausaufgabenbetreuung.
Auch das Pixel Sozialwerk wurde natürlich durch die Corona-Krise hart getroffen. Wie kann man Kinder und ihre Familien erreichen, wenn man auf Abstand bleiben soll? In einer Wochenendaktion erschufen die Pixel-Mitarbeiter eine eigene Kinderzeitschrift inklusive Basteltipps und -materialien, die sogenannte Pixel-Post, die sie an inzwischen rund 1500 Kinder in Erfurt und deutschlandweit kostenlos verteilen und verschicken.
Das alles klingt gut, nach einer wichtigen und wertvollen Arbeit. Aber was ist das Besondere an dieser Form der sozialpädagogischen Arbeit für Kinder und Familien?
Beten und Businessplan
Besonders ist vermutlich, dass Erik und Anna beide viel wirtschaftliches Know-how mitbringen. Ihre Vision begann mit Beten und Businessplan schreiben. Sie haben sich intensiv mit allen wirtschaftlichen und (unternehmens)rechtlichen Fragen auseinandergesetzt Eine revolvierende Liquiditätsplanung, steuerrechtliche Themen und Marketingstrategien sind genauso Grundlage ihrer Arbeit wie sozialpädagogische Aspekte (Förderung von Selbstwirksamkeitserfahrungen, Wertschätzung, erlebnispädagogische Elemente) und christliche Themen (Bibelgeschichten, religiöse Feiertage und Religionsfreiheit).
Ihre Arbeit transparent zu machen, ist den beiden superwichtig, deswegen haben sie von Anfang an einen Aufsichtsrat eingesetzt, „dass Leute mit draufschauen, bessere Entscheidungen zu treffen als man sie alleine trifft“, erzählt Erik. Ihm ist auch besonders wichtig, dass die Arbeit, die sie machen, eine, hohen Qualitätsstandard folgt: „Wenn ich Spendengelder akquiriere, wenn ich Leuten sage, wir wollen das und das machen, dann will ich auch, dass es die beste Qualität hat“. Denn nur so schaffe man auch Vertrauen. Und: „Wenn ich Jugendarbeit mache und das gebrauchte Sofa den Wert der Jugendlichen symbolisiert, dann läuft was schief.“
Einrichtungsgegenstände, Spielsachen, Materialien, Angebote – alles soll top sein und den Kindern und Familien zeigen, dass sie es wert sind, dass man sich Mühe gibt, dass sie tolle Sachen zum Spielen benutzen dürfen, dass ihr Wert nicht davon abhängt, wo und wie sie wohnen, wie sie aussehen oder was sie zu Hause an Spielsachen haben.
Ressourcen und Richtung
Diese Wertschätzung gilt natürlich auch den rund 15, hauptsächlich ehrenamtlichen Mitarbeitenden des Pixel Sozialwerks. „Personal ist für mich nicht ein Ausnutzungsobjekt“, erzählt Anna. „Ich wünsche mir, dass das Personal, dass die Ehrenamtlichen nach Hause gehen und sagen SIE haben etwas mitgenommen.“ Deshalb hängt sich das Ehepaar auch voll rein. „Wenn man sich entscheidet, so etwas zu gründen, dann ist es klar, dass das nicht ein 9-5-Job ist, sondern dass das auch bedeutet, reinzuhauen – und das machen wir auch nach wie vor“, gibt Anna zu. Von ihren Mitarbeitenden erwarten sie zwar Engagement, aber vor allem die richtige Herzenshaltung. Jeder soll sich unbedingt mit seinen Gaben und Interessen reinbringen. Anna und Erik wissen genau, was ihnen für Ressourcen zur Verfügung stehen und sie überlegen immer wieder ganz genau – zusammen mit ihrem Team – wie sie die zur Verfügung stehenden Ressourcen am besten einbringen können. Sie sind stolz auf ihr großes, breit aufgestelltes Team an Ehrenamtlichen, Mini-Jobbern und einer Hauptamtlichen. Aber sie wissen auch, wie wichtig es ist, dass man gut zusammenarbeiten kann, dass man sich gegenseitig seinen Raum lässt und die Begabungen und Grenzen der anderen anerkennt, „sonst hasst man sich“, gibt Anna zu. Sie wünschen sich, dass die theologisch-pädagogischen Ausbildungsstätten auch mehr Wert auf eine breite Ausbildung legen würden, schließlich muss ein guter Pfarrer nicht nur predigen, sondern führt ein Unternehmen, ist also auch Manager von Menschen, Immobilien, Strukturen.
Was sie sich für die Zukunft wünschen? „Immer mehr. Von allem“, lacht Erik. Natürlich mehr Mitarbeitende, mehr Spendende, mehr neue Projekte, mehr, Kreativität, mehr Verrücktheit, Dinge anzupacken, mehr Wachstum, mehr Menschen, die die Arbeit unterstützen, aber auch nutzen und genießen.