Seit nun bereits drei Wochen surfen jeden Mittwochabend über hundert Teilnehmer:innen in Fresh X-Gewässer und erleben, was Fresh X heißt, meint und will.
Am dritten Abend ging es um die Stichworte Risiko und Flow. Um wirklich in den Flow zu kommen, muss man Risiken abwägen und eingehen.
Was das konkret bedeuten kann, zeigte Esther Göbel, Theologin und Surflehrerin mit einem kleinen Videofilm. Der ultimative Flow beim Surfen sei es, über die Wellen zu gleiten, ja zu fliegen. Doch damit das geschehen kann, braucht es drei Dinge:
- Technik. Natürlich muss man gut surfen können, wissen, wie man die Wellen zu nehmen hat.
- Bedingungen. Die beste Technik nützt nichts, wenn die Bedingungen nicht stimmen. Es kommt also auch auf das Material, die optimalen Windbedingungen, etc. an.
- Goldstaub. Selbst bei der besten Technik und den optimalen Bedingungen bleibt die dritte Zutat für den optimalen Flow immer unverfügbar. Etwas, was nicht hergestellt, gemacht oder gelernt werden kann. Ein besonderes Geschenk. Der perfekte Moment.
Flow ist genau die Mitte von Überforderung und Unterforderung. Man muss sich anstrengen, konzentriert sein, kann aber auch auf die eigenen Fähigkeiten vertrauen. Und dennoch bleibt genau dieser Flow ein unverfügbares Geschenk, für das wir, um es zu erkennen und wertzuschätzen, Demut benötigen. Und es braucht vertrauende Hingabe, dass das Geschenk schon irgendwann kommen wird.
Risiken eingehen, Flow erleben
Anschließend gab es wieder zwei sehr spannende Interviews: Steve Rauhut erzählte von dem Mammutprojekt „REFO-Moabit“ Einem Raum gelebter Ökumene in theologischer Freiheit, wo Menschen unterschiedlicher Herkunft gemeinsam leben, arbeiten und glauben. Mittlerweile umfasst das Projekt auch einen Kindergarten. „Wellen gab es immer wieder. Wellen der Begeisterung, aber auch ne lange Flaute“ berichtete er. Und Flauten gab es einige. Egal, ob es persönliche Tiefen oder langwierige Prozesse waren. Doch Steve resümierte auch: „Auf den Wellen zu reiten ist cool, aber es gehört auch dazu, mit dem Gesicht im Wasser zu liegen und sich die Finne von unten anzusehen.“
Und auch Miriam Fricke stellte ihre Arbeit und die Kontextualität als Gemeindereferentin in einer katholischen Kirche ohne Priester auf dem Land vor. Nach ihrem biografischem Einstieg, von der evangelischen Christin zur katholischen Gemeindereferentin, berichtete sie davon, wie sie als Team aus Ehren- und Hauptamtlichen das kirchliche Leben organisieren und dabei vor allem auf Projekte setzen. So gibt es zum Beispiel alle acht Wochen einen Familientag mit regelmäßig rund 70 Leuten. Sie greifen aber auch Projekte außerhalb des kirchlichen Kontextes auf. Miriams Plädoyer für eine freshe Kirche im Flow: „Lasst uns nachdenken, was der Auftrag von Kirche ist, nämlich für die Menschen in der Region da zu sein. Denn man kann Kirche immer gestalten, egal, wie wenig Menschen und wie viele Rinder dort leben. Lasst uns den Mut haben, auch mal Menschen zu enttäuschen – im besten Sinne des Wortes.“ Und mit dieser Grundhaltung, einfach mal zu machen, scheut sich Miriam nicht, ganz im Gottvertrauen Risiken einzugehen.
Viele spannende Breakoutsessions
In den Breakoutsessions gab es natürlich wieder die Gelegenheit den Interviewten Rückfragen zu stellen oder sich mit anderen auszutauschen.
Göran Schmidt erzählte von seinem privaten Abenteuer inklusive Risiko- und Flowmomenten: Er hat sich einen Bully und ein TinyHouse gekauft und ist nun schon allein aufgrund der zurückgelegten Kilometer im Flow.
Der Priester Daniel Konnemann berichtete in seiner gut besuchten Session davon, wie man geistlich in den Flow kommen kann.
Und Esther Göbel, die jeden Abend geistlich einleitet und beendet, erzählte in ihrem Workshop, was sie vom Surfen fürs Leben gelernt hat, mit einer Anleitung zu Flow.
Die große Besonderheit des dritten Abends war das angebotene Speedcoaching: Einzelpersonen oder Teams konnten sich mit ihrer Frage, ihrem Anliegen oder ihrem Problem an Coaches wenden, um so nächste Schritte gehen zu können. Ein Angebot, was gerne angenommen wurde und sowohl für die Coachies als auch die Coaches eine gute Zeit war.
Mit den Worten „Der Flow ist die Erfüllung der Sehnsucht. Und alles beginnt mit dem Flow“, entließ Esther Göbel die rund hundert Teilnehmer:innen in den Abend. Bis zur nächsten Woche. Selbe Stelle. Selbe Welle.