Immer weniger Besucher sonntagmorgens. Immer weniger Gelder, die zur Bewirtschaftung der großen, monumentalen Kirchengebäude zur Verfügung stehen.
Dass Gemeinden fusionieren und Kirchengebäude leerstehen ist keine Seltenheit mehr und wird in den kommenden Jahren wohl laut Experten weitere Kirchenkreise betreffen. Doch was geschieht dann mit den Gebäuden?
Einige wurden und werden abgerissen, andere werden nach der Entweihung anderweitig genutzt. Dabei ist es wichtig, bei der Suche nach einer Neunutzung behutsam vorzugehen, riet die Architektur-Professorin Kerstin Grothe aus Karlsruhe bei einem internationalen Online-Symposium zur Umnutzung von Sakralgebäuden im Februar 2020. Kirchen seien immer Orte der Gemeinschaft gewesen und sollten, wenn möglich auch wieder der Stadt-, oder Dorfgemeinschaft zur Verfügung gestellt werden. Zudem seien sie aufgrund der in ihnen stattfindenden Taufen, Konfirmationen, Kommunionen oder Firmungen, Hochzeiten, Beerdigungen und Gedenkfeiern eng mit den Biografien der Menschen verwoben. Eine Umwidmung sei also auch immer eine sehr emotionale Sache, nicht nur für die einstigen Kirchenmitglieder.
Auf dem Symposium diskutierten über 350 Fachleute aus Deutschland, Frankreich, den Niederlanden, Großbritannien oder der Schweiz unter anderem auch darüber, welche Nutzungsformen infrage kämen. Beispiele von ehemaligen Kirchengebäuden, die nun als Studentenwohnheime oder Restaurants genutzt werden, kennt man inzwischen. Doch auch eine Weiternutzung als Supermarkt seien möglich, wie ein Beispiel der Supermarktkette Jumbo aus England zeigt. Die Umnutzung biete eine große Chance, Sakralgebäude ganz neu zu funktionalisieren und der Gemeinschaft zur Verfügung zu stellen: Warum nicht über die Nutzung als Kindergarten, Veranstaltungsort, kommunales Gebäude, Winterspielplatz, Bibliothek oder als Ort für andere (mehrere) Religionsgemeinschaften nachdenken? Frische Formen von Kirche sind auf jeden Fall auch bei Kirchengebäuden denkbar.