Wenn aus Konfi-Camp Kirche wird
Bald geht es wieder los. Die Teens aus dem Kirchenkreis sind schon ganz aufgeregt. Mehr als 200 Konfirmand:innen werden zusammenkommen und intensive und actionreiche Tage miteinander verbringen. Bald geht es wieder los. Das Konfi-Camp.
Freizeit, Tagung, Netzwerk, Verein
Konfi-Camps gibt es seit vielen Jahren. Camps für Teenager rund um die Konfirmation fanden in Finnland bereits vor dem 2. Weltkrieg statt. In den Sechzigerjahren entstanden vereinzelt auch welche in Deutschland, die sog. Konfirmandenferienseminare (KFS) in der Braunschweigschen Kirche. Um die Jahrtausendwende formierte sich dann so etwas wie eine Bewegung. 2006 fand eine erste Tagung zu den deutschlandweit stattfindenden Konfi-Camps im Ev. Zentrum Kloster Drübeck statt und 2019 wurde aus diesem Kreis ein eigenes Netzwerk gegründet. Ziel des Vereins ist es, das Stattfinden der Konfi-Camps weiter zu fördern, Pfarrpersonen, Gemeinden und Kirchenkreise zu ermutigen, ein solches Camp durchzuführen, Akteur:innen der Konfi-Camp-Arbeit in Deutschland miteinander ins Gespräch zu bringen, Orte für Begegnungen und Austausch zu schaffen und Erfahrungen weiterzugeben.
Denn ein Konfi-Camp zu initiieren und durchzuführen, ist keine Aufgabe für eine Einzelperson. Das, was in Gemeinschaft vor Ort erlebt wird und erwächst, das muss auch in Gemeinschaft entstehen, lautet die Überzeugung der Netzwerk-Beteiligten.
Auf den Konfi-Camps entsteht ein Beziehungsgefüge, das natürlich auch zu Hause – vor Ort in der eigenen Kirche – gepflegt werden muss. Deshalb sehen sich die Netzwerk-Akteur:innen auch nicht als Dienstleister, die Infrastruktur, geistliche Angebote und ein vielfältiges Nachmittagsprogramm anbieten, sondern als Ermöglicher und Unterstützer für die einzelnen Gemeinden oder Regionen, damit diese für ihre Konfirmand:innen etwas Unvergessliches auf die Beine stellen können. Eine Kirchengemeinde auf Zeit. Steffen Weusten, der 1. Vorsitzende des Vereins betont: „Die Konfi-Camps sind ein wichtiger Schritt, um Kirche für Jugendliche relevant zu machen. Sie sind eine spezielle Form von Kirchengemeinde. Denn Kirche definiert sich ja nicht dadurch, dass sich Menschen zu einer bestimmten Zeit an einem Ort versammeln. Sondern dadurch, dass dort das Evangelium verkündet wird.“ Und das geschieht eben auch während der Konfi-Camps.
Strahlkraft in die Region
Während der Zeit, die Teens und Teamer:innen miteinander verbringen, geht es um die Gemeinschaftserfahrung. Das Miteinander bei den vormittäglichen Inhalten, bei den Mahlzeiten und bei den actionreichen Nachmittagsangeboten und den stimmungsvollen Tagesabschlüssen. Aber auch die Organisierenden (Pfarrer:innen, Diakon:innen, Jugendreferent:innen, Ehrenamtliche) erleben eine Strahlkraft über die Kirchtürme hinweg. Ein Konfi-Camp hat die Chance und die Kraft, in die Region hineinzuwirken. Und wäre damit ein wichtiger Schritt und Bestandteil in Sachen regiolokaler Kirchenentwicklung. Dass das gut funktionieren kann, schiebt Steffen Weusten in unserem Gespräch direkt hinterher: Der Kirchenkreis Oderland-Spree hat seine komplette Jugendarbeit über die Konfi-Camps hinaus aufgearbeitet. Die Konfirmand:innen und Teamer:innen begegnen sich dort – in ihren einzelnen Gemeinden, aber auch als Gesamtgruppe des Kirchenkreises. Freundschaften entstehen. Und in der Zeit zwischen den Konfi-Camps finden Jugendgottesdienste und kooperative Angebote innerhalb der Jugendarbeit auf Kirchenkreisebene statt. Die Jugendlichen sind bereit, sich teilweise 40 km zu einer Veranstaltung fahren zu lassen, weil sie wissen, dass sie dort ihre Freunde treffen.
Ja, die Konfi-Camps seien ein ordentlicher Batzen Arbeit, aber es würde sich lohnen. Denn so manches Mal ist aus der „Kirche auf Zeit“ eine Erfahrung von „Kirche über einen längeren Zeitraum“ geworden. Oder sogar „Kirche für immer“. Und genau deshalb setzt sich der Verein und das Netzwerk zur Förderung der Konfi-Camps weiter dafür ein, dass möglichst viele junge Menschen einmal mit ihrer Gemeinde und ihrem Kirchenkreis bei solch einem Camp zusammenkommen.
Infos auf einen Blick
- Konfi-Camps sind meist regionale Zusammenschlüsse mehrerer Gemeinden. Ausnahme bilden die Konfi-Camps in Wittenberg, zu denen aus ganz Deutschland Jugendgruppen anreisen.
- Jedes Konfi-Camp ist anders; es gibt nicht das EINE Modell. Die Camps werden in Bezug auf die Möglichkeiten, Mittel und Strukturen hin angepasst. Vieles ist dabei denkbar: ein Camp mit 800 Teilnehmer:innen an drei Tagen, ein Camp mit dreißig Teilnehmenden an acht Tagen oder irgendwas dazwischen. Wobei sich eine Campdauer von wenigstens sieben Tagen als sinnvoll erwiesen hat.
- Die Gemeinden und deren Verantwortlichen sind aktiv an der Gestaltung des Konfi-Camps beteiligt: Inhalte, geistliche Inputs und Bibelarbeiten werden nicht von den Netzwerker:innen abgehalten, sondern von den Pfarrer:innen oder anderen Teamern. Am Nachmittag finden dann Workshops und Angebote statt, die allen offenstehen. Auch gemeinsame Lobpreis- und Gottesdienstzeiten finden statt.
- Das Netzwerk entstand 2006 nach einer bundesweiten Tagung zu den Konfi-Camps im Kloster Drübeck, seit 2019 besteht der passende Verein dazu.
- Wer die Akteur:innen des Netzwerks persönlich kennenlernen möchte oder Hilfe bei der Planung und Umsetzung eines Konfi-Camps benötigt, hat auf dem Kirchentag die Chance, in der Halle 4, dem Markt der Möglichkeiten am Stand des Konfi-Camp-Netzwerks vorbeizuschauen.