Wie entstand die Idee, ein Kirche-Kunterbunt-Format für Playdates/für Familien zu entwickeln? War das ein Wunsch, der an dich herangetragen wurde oder hast du selbst immer mal wieder gedacht: Mensch, mit dieser anderen Familie würde ich gerne über den Glauben ins Gespräch kommen, anstatt am Sandkastenrand sitzend über Kinderkrankheiten und Brotdoseninhalte zu reden?
Daniela Mailänder: Unser Anliegen ist es, Alltagschaos und Glaube miteinander zu verbinden. Dorothee Sölle sagt einmal: „Spiritualität ohne Alltag ist leer“. Spiritualität braucht einen passenden Platz im Familienchaos! Uns sind in der Arbeit bei Kirche Kunterbunt vier Needs förmlich entgegengesprungen. Erstens gibt es Familien, die bei Kirche Kunterbunt andocken und sich fragen, wie und wo sie die Fragen zum christlichen Glauben stellen können. Sie wollen mehr wissen und Kirche Kunterbunt findet in den meisten Fällen nur einmal im Monat und manchmal sogar noch seltener statt. Dann gab es zweitens immer wieder das Anliegen, dass Menschen sagen „Ich würde ja gerne tiefer in die Glaubensthemen einsteigen. Aber wegen der Kinder kann ich in keinen Hauskreis. Gibt es kein Format, bei dem ich auch die Kinder mitbringen kann.“ Drittens äußern viele Familien den Wunsch, sich öfter zu treffen als nur bei Kirche Kunterbunt, gerade im urbanen Bereich. Und viertens gibt es Regionen in Deutschland in denen keine Kirche Kunterbunt gefeiert wird, weil es schlicht niemanden gibt, der es umsetzen kann. Diesen Needs wollten wir gerne begegnen. Außerdem seht auf meiner Wilde-Ideen-Liste schon sehr lange „Wimmelbuch machen“. Man kann ja nie aufhören, auf Wimmelbücher zu schauen und immer wieder etwas Neues, Lustiges oder Skurriles zu entdecken. Da passt das doch wunderbar zu Glaubensthemen: Entdeckungen machen, wenn man genauer hinschaut!
Bereits drei Wochen nach Erscheinen des Buchs war klar: Es wird eine zweite Auflage geben. Ein super Erfolg! Was bedeutet das für dich und das Kirche Kunterbunt-Team? Ihr habt einen Nerv getroffen und gut ist? Oder: Wir denken weiter drüber nach, wie man Familien auch außerhalb von Kirche-Kunterbunt-Nachmittagen begleiten kann?
Wir werden nicht aufhören damit. Uns geht es zutiefst darum, Familien zu dienen und Kirche zum Anfassen zu gestalten. Dabei lernen wir gerade, wie diakonisch Kirche Kunterbunt auch sein kann und wie wir alle Generationen einbeziehen können. Wir treffen ja nicht nur einen Nerv, sondern begegnen einer Not und der Frage, wie Glaube im Alltag gelebt werden kann und wie eine Kirche für alle Generationen aussieht.
Hast du eine Idee, warum alles, was mit Kirche Kunterbunt zu tun hat so ein wahnsinniger Erfolg ist? Ist die Zukunft der Kirche mehr von Familien her zu denken?
Erfolg ist relativ. Ich mag es, wie Henri Nouwen von Frucht, statt Erfolg spricht. Uns prägt das Bild von Psalm 1 in der Kirche Kunterbunt Bewegung. Gerade sind die Früchte „zu ihrer Zeit reif“. Eine der Gründe, warum Kirche Kunterbunt ankommt, hat sicher etwas mit unseren Open-Source-Modell zu tun. Wir stellen unsere Materialien nach einem Share-Prinzip kostenfrei online zur Verfügung und glauben: „Reich Gottes ist zum Teilen da!“ Außerdem bedenken wir, dass Familien systemisch im Blick sein sollten – nicht nur Kinder losgelöst von ihrer Lebenswelt in Familie. Damit treffen wir einen Nerv, der Zeit in der Qualitätszeit mit Familie eine große Rolle spielt. Außerdem sprechen wir bei Familie immer inklusiv und bewegen uns bewusst fernab von klassischen Familienbildern. Es gibt 18 Rechtsformen von Familie in Deutschland. Warum finden wir in unseren Kirchen oft nur die klassischen Formen. Unser Herz schlägt für die Vielfalt von Familienformen und wir beginnen zu verstehen, dass Kirche Kunterbunt Familie in weitesten Sinn meint und erproben neue Modelle. Trotz vieler Früchte stehen wir mit unserer Bewegung auch an einem Kairos-Moment: Wir sind auf Unterstützung und Spenden angewiesen. Aber auch damit steht die Kirche Kunterbunt Bewegung fast schon als Role-Model für die Kirchenentwicklung: Wir können so vieles neu und anders entwickeln und dann bleibt die Frage, wie wir es in die Konsolidierung bringen und weitertragen (wohl wissen, dass auch manches sterben darf.) Ich sag gerne: Kirche Kunterbunt ist Kirchenentwicklung mit Wachstischdecken und zum Anfassen.
Bereits drei Wochen nach Erscheinen war klar: Das Buch erlebt eine so große Nachfrage, dass es eine zweite Auflage braucht. Weitere folgen möglicherweise. Weil es – wie viele der Kirche Kunterbunt-Angebote auf Bedarfe, auf Needs von Familien trifft. Gemeinsam den Glauben entdecken, spielerisch unterwegs sein und als Familie Qualitätszeit erleben.
Herausgegeben wurde das Buch „Das Familien-Wimmel-Glauben-Entdecken-Buch“ von Danila (Jele) Mailänder und dem Kirche Kunterbunt Team. Erschienen ist es im Neukirchener Verlag, in Zusammenarbeit mit buch+musik und ist für 16 € zu erwerben.