Mit einer Fresh X-Reise durch London 2022 ging alles los. Unterschiedliche Initiativen zeigen uns, Kathrin Beushausen, Ole Neumann und Franziska Feldmann, wie Kirche anders gehen kann: einladend, flexibel, mit offenen Ohren. Abends im Pub reflektieren wir den Tag und fragen uns, wie wir diese Haltung mit nach Hause nehmen können. Uns fehlt so ein Ort, der wie ein „ausgelagertes Wohnzimmer“ anmutet. Direkt nach der Ankunft in Deutschland dann ein erstes Zoomtreffen und es wird klar: Wir wollen es ausprobieren! Wir möchten Kirche und G*tt anders erlebbar machen, wollen eine Mischung aus Kneipe und Café initiieren, für junge Menschen da sein.
Intensive Vorbereitungszeit
Mittlerweile sind zwei Jahre vergangen, und wir haben es tatsächlich gemacht.
In der Vorbereitungszeit haben wir uns christliche Cafés in Deutschland angeschaut, Anträge für finanzielle Unterstützung gestellt, die Idee weiter ausgefeilt. Wir haben Kolleg*innen und Anstellungsträger*innen in den Prozess involviert, uns als Team besser kennengelernt, nach Räumlichkeiten gesucht, Freistellungen erwirkt, uns Gedanken über Öffentlichkeitsarbeit gemacht, unser Netzwerk ausgebaut und uns immer wieder auf G*tt ausgerichtet – auch mit geistlicher Begleitung. All das neben unseren „normalen“ Aufgaben als Diakon*innen in Heeslingen (Kirchenkreis Bremervörde-Zeven), Worpswede (Kirchenkreis Osterholz-Scharmbeck) und im Kirchenkreisjugenddienst Buxtehude.
„Wir sind jetzt Pub-Besitzer*innen“
Von August bis Ende Oktober war unser Pop Up-Pub geöffnet, und wir durften ausprobieren.
Im ersten Monat August auf der Wiese vor der St. Willehadi Kirche in Osterholz-Scharmbeck. Endlich sind wir an dem Punkt, auf den wir so lange hingearbeitet haben. Mit Liegestühlen, Pavillons und einer Tischtennisplatte haben wir es uns schön gemacht. Unsere Basis: ein geliehenes Tinyhouse mit toller Kaffeemaschine und Tresen unter freiem Himmel. Viele sind neugierig, wollen das Tinyhouse von innen sehen, fragen sich, was Solidaritätspreise sind und warum wir all das eigentlich machen. Wir führen viele Gespräche und genießen es, dafür Zeit zu haben. Und es zahlt sich aus: Viele kommen wieder. Sie fühlen sich bei uns wohl und schätzen die Gemeinschaft. Als Team finden wir uns stetig in die neue Rolle ein und realisieren: Wir sind jetzt Pub-Besitzer*innen und das ist gut so.
Transformation von draußen nach drinnen
Mit dem Umzug im September nach Buxtehude kommt die große Frage: Wie transformieren wir den Pub von draußen nach drinnen? Wir kaufen Möbel, hängen Bilder auf und suchen nach gemütlichem Licht. Es wird ruhiger. Wir machen den Raum auf für Veranstaltungen: Demoplakate und Aquarell malen, puzzeln und Bingo, Glücksrad und nur Gewinne. Beim Abendbrot müssen Stühle und Tische dazu gestellt werden, und die Besuchenden gehen glücklich nachhause. Wir wohnen direkt über dem Pub, haben es uns mit Matratze und Campingstuhl in der leerstehenden Pfarrwohnung gemütlich gemacht und hören manchmal die Orgel, wenn in der gegenüberliegenden Kirche jemand übt.
Aufbruch und Abschluss
Mit einem Transporter beladen bis unters Dach geht’s zum letzten Standort nach Bremervörde. Dort dürfen wir eine ehemalige Eisdiele mit Leben füllen. Unser Team wird größer: Luna ist als Praktikantin, angesteckt von der schönen Zeit in Osterholz-Scharmbeck, eingestiegen und begleitet uns einen Monat lang. Jede Woche gibt es einmal Livemusik, es werden unzählige Partien Schach gespielt und irgendjemand ist immer kreativ. Viele vertraute Gesichter tauchen auf, manche haben sich aus Osterholz-Scharmbeck oder Buxtehude extra auf den Weg gemacht, manche wohnen direkt um die Ecke. Während der Pub sich langsam rumspricht, planen wir schon den Abschluss. Es soll eine große Danke-Party für alle Unterstützenden werden, ohne die das Projekt nicht möglich gewesen wäre. Wir wollen das Ende feiern! Und das tun wir. Der ganze Pub ist voller Menschen, es gibt leckeres Essen und die Getränke schmecken nochmal besonders gut. Viel Dankbarkeit auf allen Seiten. Wir schwelgen in Erinnerungen und haben großen Spaß bei der Versteigerung unseres Inventars. Vom Kaffeelöffel bis zum Tresen, vom Sessel bis zur Tischdecke findet alles ein neues Zuhause und lässt den Pub ein Stück weiterleben. Eine intensive Zeit geht zu Ende, und wir sind dankbar: dass wir machen durften, dass wir viel gelernt und viel gelacht haben.
Der Sehnsucht gefolgt
Ein Projekt, das die Tür aufgemacht hat: Wir sind unserer Sehnsucht nachgegangen und haben erlebt, wie Kirche anders gehen kann. Wir haben Platz geschaffen für Kreativität. Wir haben Liebe gelebt. Wir haben es uns gemütlich gemacht. Wir waren offen für die, die uns gefunden haben. Wir waren gemeinsam unterwegs und haben das genossen. Wir haben gespürt: G*tt ist mittendrin.
Alle Infos und Eindrücke auf unserer Projekt-Homepage oder auf Instagram.