Wenn ich eingeladen bin, über die Möglichkeiten von Kirchenentwicklung und Innovation zu sprechen, gibt es immer die eine Frage, die den Realitätsabgleich verlangt: „Wann soll ich das denn noch machen?” Oft gepaart mit einer langen Auflistung all der Dinge, die bereits gemacht werden. Die Annahme dahinter ist, dass etwas Neues neben dem Bestehenden entstehen kann. Das mag vielleicht im Blick auf die ganze Organisation stimmen (I doubt it), aber für eine Einzelperson sicher nicht.
Nicht gut genug?
Deine Wahrnehmung, dass es viel zu tun gibt, ist bestimmt keine Einbildung. Der Terminkalender ist oft voll und gerade Wochenenden und Abende ausgebucht. Dabei solltest du den Terminkalender wie einen vollen Kleiderschrank behandeln: Willst du etwas Neues haben, musst du zuerst etwas Altes aussortieren.
Und an diesen Punkt, dem Aussortieren, kommt oft das eigentliche Problem zum Vorschein: Nämlich die Angst, mit dem Neuen nicht gut genug zu sein. Denn klar ist: Die Sachen aus deinem vollen Terminkalender kannst du. Die hast du geübt, bist routiniert. Doch etwas Neues zu beginnen, bedeutet, nicht zu wissen, wie es wird und wie es bei den Leuten ankommt. Etwas Neues zu beginnen bedeutet vor allem viel Kraft in einen unbekannten Ausgang zu investieren.
Keine Erwartung, kein Druck
Das ist nicht leicht, aber ich habe eine beruhigende Nachricht für dich: Niemand wartet auf dich! Vielleicht ist das nicht der Motivationsspruch, den du erwartet hast. Ich sag es trotzdem noch einmal: Niemand wartet auf dich! Keiner erwartet, dass du morgen mit einer weltverändernden Idee um die Ecke kommst. Und, wenn niemand auf dich wartet, hast du die Freiheit, Sachen auszuprobieren. Klar, wenn du bereits im Rampenlicht stehst, ist der Erfolgsdruck da. Doch meistens ist es ja so, dass Kirche und kirchliche Arbeit eben nicht im bewussten Fokus der Menschen liegen. Gerade die Erwartungen an pastorale Arbeit ist gering. Die höchste Erwartung ist meist, dass es nicht stört. Schon gar nicht bei den Festen. Das sind ideale Voraussetzungen, um etwas Neues zu starten und Dinge auszuprobieren. Ein weiterer Vorteil, wenn keiner auf dich wartet: Du hast keinen Zeitdruck. Ob du eine Woche, drei Monate oder ein halbes Jahr für die Entwicklung brauchst, ist egal.
Am Ende zählt nicht, ob jemand auf deinen Stuff gewartet hat. Am Ende zählt, dass du Bock hast, die anderen mit einer neuen Aktion zu überraschen.