Am Freitagabend, dem 26.3.2020 war der Startschuss für die über 400 angemeldeten Teilnehmer:innen. Die Organisator:innen erklärten in einem Live-Video auf YouTube, wie der Hackathon ablaufen wird und stärkten die Community mit einem Bibelwort aus der Apostelgeschichte (8).
Über die Plattform Twist hatten sich schon zu Beginn des Freitagnachmittags Mentor:innen und Moderator:innen vorgestellt, um die sich im Anschluss an die Auftaktveranstaltung bildenden Teams zu unterstützen. 34 Projekte wurden im Vorfeld eingereicht und warteten nun auf Teilnehmer:innen, die diese Projekte innerhalb der kommenden 48 Stunden weiterspinnen wollen. Nicht für alle eingereichten Ideen fanden sich Gruppen, 16 Projekte gingen am Samstagvormittag nach dem Morgenimpuls um 09:30 tatsächlich auch in die Weiterarbeit.
Der Samstag: Arbeitstag
Jede Gruppe entschied dabei selbst über die Arbeitsweise, die Intensität und das Ziel. Nicht alle Gruppen konnten bis zum Sonntagabend auch wirklich gut zusammenarbeiten, auch wenn der Tenor aus den meisten Gruppen lautete, dass man sich nach einer Findungsphase hatte gut zusammenfinden können. Das Projekt „Bibelgeschichten für Minecraft“ wurde vom Ansprechpartner der Gruppe, Jens, im Laufe des Samstags schließlich alleine fortgeführt. Er plante die Ostergeschichte in dem beliebten Computerspiel nachzubauen und als kurzen Clip zu animieren, der sich dann auf YouTube von allen Interessierten angesehen werden kann. „Ich finde es spannend und wichtig, den Glauben in allen Lebensbereichen zu integrieren. Außerdem sollen dadurch Jugendliche und Videospieler Gottes Wort in ihrem Hobby kennenlernen und sehen, was Gott für uns alle getan hat“, erklärte Jens den Beweggrund für dieses Projekt. Obwohl er als Einzelkämpfer unterwegs war, sah er den Hackathon nicht als Pleite an. Im Gegenteil: „Ich bin sehr zufrieden. Es gab gute Gespräche und ich habe Kontakte geknüpft. Außerdem finde ich die gemeinsamen Zeiten bei den Impulsen sehr gut.“
In diesem Jahr konnte auch an Projekten weitergearbeitet werden, die ihren Anfang beim ersten Hackathon im April 2020 nahmen. So tüftelte die Gruppe um Heiko weiter an ihrem Angebot für Kirchenfeedback. „Wir entwickeln über die Plattform Kirchenfeedback, die übrigens im ersten Hackathon entstanden ist, einen speziellen digitalen, gemeindeübergreifenden Fragebogen, um Menschen aus dem Stadtteil, die um die Kirche wohnen, und bisher keine Berührung mit Kirche haben, zu erreichen und sie zu fragen: Wie muss Kirche für dich sein? Warum gehst du nicht in die Kirche? Und mal angenommen, Kirche wäre gestaltbar, was wäre dein Traum von Kirche?“, fasste Heiko die Arbeit der letzten Stunden am Samstagabend zusammen.
Eine andere Gruppe beschäftigte sich intensiv mit der Frage, wie man die Innenstädte in einer Post-Corona-Zeit gestalten könnte. Welche (Frei)Räume bieten sich da vielleicht für Kirchen? Regina, die die Gruppe leitete, berichtete am Samstagabend: „Nachdem wir am Samstagvormittag ein bisschen gebraucht haben, ein sinnvolles Vorgehen für uns zu entdecken, sind wir nun in Energie. Die Zusammenarbeit klappt sehr gut. Für morgen wollen wir eine Art Handbuch erstellen. Ausgehend von der Frage, was wir tun könnten, wenn wir die Möglichkeit hätten, ein freigewordenes Ladenlokal zu nutzen. Wir haben uns Gedanken über Grundhaltungen, Zielgruppenanalyse, Bedürfnisanalyse für die Post-Corona-Zeit, Prozessschritte, Kooperationen, Raumkonzepte und mögliche Angebote gemacht.“ Anhand dieser Ausarbeitung könnten Kirchen und Gemeinden ein kontextualisiertes Angebot stricken.
Neben diesen Gruppen diskutierten, überlegten, planten und tüftelten Menschen unterschiedlicher Denominationen und Wohnorten an Angeboten für eine digitale Seelsorge(App), für Schwerpunktgemeinden, für Coworking-Areas in Kirche, Glauben im Netz, für Frauen innerhalb der Kirche, für ein eigenes Online-Magazin, eine Input-App, ein spirituelles SCRUM oder für Jugendliche, die sich auf der Discord-Plattform tummeln.
Anna-Nicole Heinrich, eine der Organisator:innen, war am Samstag mit dem bisherigen Verlauf mehr als zufrieden. Der Spirit sei wieder sehr gut, die Leute hätten sich schnell zusammengefunden und würden gut mit den Projekten vorankommen. Ein einziger Wermutstropfen: Von den über 400 angemeldeten Teilnehmer:innen machte nur die Hälfte auch wirklich an diesem Wochenende mit. „Das tut dem Hackathon-Feeling jedoch keinen Abbruch“, versicherte Anna-Nicole.
Der Sonntag: Ergebnissicherung und Präsentation
Nach einem sportlichen Warm-up am Sonntagmorgen um halb zehn – zum Glück konnten all die, die mit der Zeitumstellung ein Problem hatten, die kleine Yogaeinheit mit Sarah Dochan auf YouTube nachgucken – ging es wieder in die Teams. Zeit für den letzten Feinschliff. Bis 14 Uhr sollten alle Projekte in Form eines kleinen Videos und einem Paper oder Padlet oder Mock-up der Community zur Verfügung gestellt werden.
Um 18 Uhr fand dann die letzte Live-Veranstaltung statt, der glorreiche Abschluss. Die eingereichten Projekte wurden vorgestellt, sodass jede:r einen guten Einblick bekam, was an diesem Wochenende in gemeinsamer Arbeit geleistet wurde.
Insgesamt 15 Projekte wurden den gesamten Teilnehmer:innen präsentiert und können auf der Seite des #glaubengemeinsam-Hackathons eingesehen werden:
- Eine Ermutigungs-, Vernetzungs- und Kollaborationsplattform für Frauen innerhalb der Kirche auf Discord: Gott sagt Ja!
- Ein Online-Magazin über Glauben und Leben: korrektebande
- Die Ostergeschichte in Minecraft – erscheint am Ostersamstag auf YouTube (CrowbowCraftingDE)
- Eine Plattform für Feedback und Austausch an Kirchen
- Eine Initiative, die Glauben auf Wikipedia besser darstellen möchte
- Eine neue Vernetzungsmöglichkeit für junge Erwachsene und Jugendliche in den Gemeinden (auf dem Discord-Server)
- Eine (webbasierte) App, die täglich Kurzimpulse senden will, namens Gedankenblitz
- Ein Handbuch, wie man Leerstände in den Innenstädten nach Corona als Kirche nutzen kann
- Die Website gottunddasleben.de, die Menschen über Religions- und Konfessionsgrenzen hinweg miteinander vernetzen möchte.
- Überlegungen, wie (junge) Menschen eine neue Gemeinde für sich finden
- Von der Ausgangsidee, eine Adventskalender-App zu konzipieren, ist die Idee entstanden, eine App zu entwickeln, die es Gemeinden für eine bestimmte Zeit (Fastenzeit, Advent, etc.) ermöglicht, Impulse an ihre Gemeindemitglieder:innen z verschicken. Ein Plus für jeden Tag – imPuls4U
- Was wäre, wenn jeder Kirchturm ein Space für Highspeed-Internet, guten Kaffee, Arbeitsmöglichkeiten und ner angenehmen Community wäre? Die Vision: Jeder Kirchturm ein (CoWorking)Space – Start mit einer Prototypen-Website
- Eine Handreichung für (entstehende) Schwerpunktgemeinden für Junge Erwachsene
- meinegemeinde.digital ist eine bausteinbasierte Web-App, um Gemeindekommunikation zu erleichtern und das Gemeindeleben digital abzubilden.
- Wie kann man das Projektmanagementtool SCRUM zur Vertiefung und Pflege der eigenen Spiritualität nutzen? Eine Gruppe hat sich genau damit beschäftigt.
Die nächsten Monate: Damit nicht alles beim Alten bleibt
Für die Teams besteht am Ostermontag noch mal die Chance, sich zu vernetzen, sich gegenseitig ihre Projekte ausführlicher zu präsentieren und sich Feedback abzuholen. Teams, die sichergehen wollen, dass sich der eigene entwickelte Prototyp tatsächlich realisieren lässt, haben die Möglichkeit, am 12.4.2020 bei einem Pitch mitzumachen und ihre Idee einer Kommission von Expert:innen vorzustellen und nach Strategien zu suchen, mit welchem Netzwerk, Finanzierungsweg, (technischen) Know-how sich das Projekt umsetzen lässt, damit eben nicht alles beim Alten bleiben muss und die tollen Ideen und kreativen Synergien des Hackathon-Wochenendes im Pandemie-Muff steckenbleiben.
Doch egal, ob sich eins, fünf oder dreizehn dieser Projekte tatsächlich in ein paar Monaten weiterentwickeln und umsetzen lassen, die 48 Stunden des #glaubengemeinsam-Hackathons haben gezeigt, dass Neues möglich ist. Dass es an guten Ideen und engagierten Mitdenker:innen nicht mangelt. Dass Kirche nach dem Lockdown Gestalt annehmen kann. Dass kreative Ideen und digitales Zusammenarbeiten keine Altersgrenzen kennen. Und: Dass die Zukunft der Kirchen ruhig auch mehr in die Hände junger Leute gelegt werden kann. Denn die haben bereits zum zweiten Mal gezeigt, wie sie mit wenigen Mitteln, aber großer Leidenschaft, Menschen zusammenbringen und Kirche gestalten können. Das ist, was Hoffnung gibt.