Serie: Frische Kirche für morgen gestalten – Teil 5
Was man alleine nicht schaffen kann, das schafft man zusammen. Klar ist, wenn man ein gutes Ding starten will, braucht man Mitstreiter, Mitträumer, Mitdenker, Mitanpacker. Im besten Fall ergänzen sich unterschiedliche Talente, Interessen und Aufgaben. Im allerbesten Fall die Folgenden:
Vorhandene Fähigkeiten nutzen
Pioniergeist
Es braucht jemanden, der unerschrocken, mutig und vielleicht auch ein bisschen „spinnert“ ist. Jemanden, der groß denkt, vorprescht und sich von (vorläufigen) Grenzen nicht aufhalten lässt. Jemanden, der aus einer Vision eine konkrete Idee macht und diese unaufhaltsam verfolgt – und anderen ggf. wieder in Erinnerung ruft.
Aber es braucht auch ein Umfeld, das das zulässt. Mein Appell an die Kirche: Bitte schafft Räume, in denen Verrückte machen dürfen. Und Menschen, die Mut machen und anfeuern.
Kreativität
Gerne in Kombination mit entsprechenden handwerklichen oder technischen Fähigkeiten. Hilfreich sind Leute, die eine gute Vorstellungskraft haben und die Fähigkeit mitbringen, die Vision oder Idee zu Papier zu bringen; egal, ob in Wort oder Bild.
Jonte: Kreativität darf hier auch gerne größer gezogen werden: Leute, die kreative Lösungen für Probleme oder Hürden finden, die die Fähigkeit haben, Räume zu gestalten (physisch wie emotional), die andere begeistern und überzeugen können oder die gut Brücken bauen können – und da auch gerne immer und immer wieder nach neuen Ideen und kreativen Elementen suchen.
Analytisches Denken
Wer groß träumt, braucht immer auch jemanden, der einen, wenn es sein muss, auf den Boden der Tatsachen zurückbringt, oder der guckt, welche Wege es gibt. Jemanden, der Pläne auf ihre Durchsetzbarkeit hin überprüft, der Rahmenbedingungen, strukturelle Vorgaben oder finanzielle Voraussetzungen kennt. Jemanden, der kluge Fragen stellt, ohne die Antwort schon zu kennen. Jemanden, der bereit ist, neu zu denken, Strukturen in Ideen zu bringen und konzeptionell zu arbeiten. Und wenn dieses Teammitglied dann auch noch ein grundlegendes Verständnis für Zahlen, Finanzierungen und Förderungen mitbringt, ist das der super Jackpot.
Jonte: Unser Projekt wäre schon wieder vorbei, wenn neben der ganzen vibrierenden Kreativität und Leidenschaft nicht auch Menschen im Team wären, die Gewissenhaftigkeit und Stetigkeit in das Projekt bringen würden.
Socialising
Eine gute Idee oder ein gutes Projekt nützt niemanden etwas, wenn es keiner kennt. Deshalb ist es super, jemandem im Team zu haben, der gut netzwerken kann, der ne Menge Leute kennt, Verbindungen unter Menschen herstellen kann, die sich sonst vielleicht nie getroffen hätten oder der Ideen und Menschen zusammenbringt, so als gehörten sie schon immer fest zueinander. Jemanden, dem es nichts ausmacht, um Klinken zu putzen, sich beim Telefonieren blutige Ohren zu holen oder sich die Finger am Handy oder der Tastatur wund zu tippen.
Jonte: 100%
Demut
Irgendwann auf einer Bühne zu stehen und über seine Vision zu reden oder einem Magazin ein Interview über seine Erfolge zu geben, ist für etliche Menschen erstrebenswert. Jedes erfolgreiche Ding braucht aber jemanden mit einer Extraportion Demut. Jemanden, der einfach auch mal macht. Auch die Dinge, die keinen Spaß machen. Der Nachtschichten einlegt, Klos putzt, hunderttausende Briefmarken anleckt und die Briefe im klapprigen PKW zur Post bringt. Jemanden, der Protokolle tippt, Anträge stellt, Versicherungen abschließt und Kaffeepulver kauft.
Jonte: Die Vision, der Impact, sollte immer im Mittelpunkt stehen. Das Projekt sollte nicht dafür da sein, um dir deinen Selbstwert als Mensch oder Kirche zu generieren. Ich bin mega froh, dass wir bei Frohet Schaffen! so jemanden haben, der mitdenkt und mitanpackt. Sven, der mit mir und Markus [Markus ist als Fresh X-Pfarrer angestellt und kümmert sich u.a. um den Kontakt zur Kirche und den kirchlichen Verantwortungsträgern], kümmert sich bei unseren Cowork-Tagen ums Internet, kontrolliert Impfnachweise, spricht mit den Nachbarn und steckt auch den Stöpsel für die Kaffeemaschine in die Steckdose. Genau solche Leute wie ihn, braucht es ganz dringend. Sonst würde im kreativen Macher-Chaos etliches untergehen.
Spirituelles Engagement
Ohne Gott geht’s nicht. Gott sollte immer fester Bestandteil des Teams sein, hörendes Gebet der Start eines jeden Tages. Weil man sich aber im Eifer des Gefechts auch mal verirren kann, ist es gut, wenn Leute am Wegesrand stehen, die für einen selbst, für das Projekt, die Menschen, denen es dienen soll, für Kraft und Weisheit, für Demut und Durchsetzungskraft beten. Die immer wieder nachfragen, wie es läuft. Die aufmerksam zuhören, wenn man von den nächsten Schritten spricht, die unaufhörlich vor Gott treten und ihm in den Ohren liegen.
Jonte: Ich stell mir oft vor, dass Jesus einfach in meiner Gang ist. Bei Dingen, die außerhalb unserer Reichweite liegen, sagen wir oft, dass wir das wohl nur ‚über oben‘ laufen lassen können. Dinge mit Gott besprechen. Frustration und Freude teilen. Dinge abgeben und auf sein Handeln warten. Absolut heilsam. Und tatsächlich waren das bei mir oft die älteren Gebets-Omis, mit großem Herzen, die mich in meinem Leben ermutigt haben. Die sind aus meiner Sicht eh vollkommen unterbewertet.
Neue Fähigkeiten entdecken
Das heißt natürlich nicht, dass sich ein Team unbedingt aus möglichst breit aufgestellten Mitgliedern zusammensetzen muss, dass ein Fresh X-Start-up nur funktioniert, wenn es mindestens einen Kreativkopf, einen Zahlen-Crack und einen Organisations-Allrounder gibt oder dass man sich nicht auch im Laufe des Prozesses Unterstützung holen oder Wissen und Fertigkeiten aneignen kann. Trotzdem ist es hilfreich, wenn von Anfang an ein Team da ist, in dem nicht nur alle Bock aufs Gestalten von Flyern oder netzwerken haben und niemand was mit Budgetplanung oder dem Geschirrspülen zu tun haben will. Und wer weiß, vielleicht entdeckt man so ja auch ungeahntes Potenzial in sich?
Jonte: Oder in seiner Kirchengemeinde …