inspiriert

Was willst du von Kirche?

09. August

Es klingt fast wie eine Abwandlung der berühmten Gretchenfrage:

Sag, wie hältst du es mit der Kirche?

Was soll oder muss dir Kirche geben oder bringen, damit du nicht austrittst? Damit du im Inner Circle bleibst?

Das Alter und die damit verbundenen Vorstellungen von Gottesdienst und kirchlichem Leben könnten eine Antwort auf diese Frage sein. Aber sie greift zu kurz. Deshalb hat das Sonntagsblatt im Juli eine Umfrage unter den Leser:innen des digitalen Magazins gestartet: Was wünscht ihr euch von Kirche?

Die einen so, die anderen so

Und man ahnt es schon – die Vorstellungen, was oder wie Kirche sein soll, gehen weit auseinander. Die einen wünschen sich klarere Positionen – auch in gesellschaftlichen Diskursen – die anderen sehnen sich nach einer Rückbesinnung auf die Kernkompetenzen, die nicht in Politik oder Soziologie liegen, sondern in der seelsorgerlichen Begleitung der Menschen auf ihrem Lebensweg. Die einen wünschen sich originelle und unkonventionelle Formen des Gemeindelebens, gerne auch ohne feste Liturgie, die anderen lediglich eine bessere Kommunikation dessen, was Kirche bereits tut. Die einen wünschen sich eine Stärkung des Ehrenamtes mit besseren Bedingungen und mehr Anerkennung für alle, die sich in ihrer Freizeit in und für Kirche engagieren, die anderen beklagen, dass die heutige Pfarrer:innen-Generation nicht mehr ständig (telefonisch) erreichbar ist, nicht zurückruft und nicht mehr so viel Zeit für die Gemeinde, sondern auch für die eigene Familie hat. Apropos Familie: Die einen wünschen sich, dass die kirchliche Gemeinschaft einer Familie ähnelt, mit Wertschätzung und Verbindlichkeit, die anderen wünschen sich mehr Angebote für ihre Lebensphase (als Single).

Die Redaktion des Sonntagsblatts hat die eingereichten Wünsche in drei Kategorien zusammengefasst. Gewünscht würden vor allem:

  • Eine Rückbesinnung auf die Kernthemen
  • Mehr Mut bei der Ausgestaltung und dem Ausprobieren von neuen Formen für Glaube und Spiritualität
  • Seelsorge als zentrales Element der Pfarraufgaben

Bei der politischen und gesellschaftlichen Positionierung ergab sich, laut dem Sonntagsblatt, kein klares Bild, was genau gewünscht ist. Mehr Diversität oder doch weniger?

Wer sind die, die Kirche verändern?

Die Antworten, die das Digitalmagazin auf seiner Website veröffentlicht hat, lassen vermuten, dass sich vor allem Menschen mittleren und höheren Alters an der Umfrage beteiligt haben. Viele der Antwortenden sind selbst Pfarrpersonen im Ruhestand, bezeichnen sich als Generation 50+ oder ähnliches. Das zeigt auch, dass sich vor allem diejenigen für die Belange der Kirche interessieren, die nicht mehr unendlich viel Zeit aufwenden können, um sie zu gestalten. Ist Kirche also doch eine Frage des Alters?

Autorin, Lektorin, Redakteurin von Beruf. Im Fresh X-Netzwerk und an der CVJM-Hochschule. Mitarbeitende, Mitdenkende, Mitgestaltende in Kirche. Suchende, Sehnende, Scheiternde, Fragende, Findende, Fordernde im Privaten.