Der erste Schritt aufs Board um Surfen zu gehen, ist zwar nur ein kleiner Schritt – aber innerlich ein großer Sprung. Gerade beim ersten Mal.
Als Windsurf-Lehrerin versuche ich meinen Schüler:innen immer wieder klarzumachen, wie blöd und unvorsichtig – im Zweifel sogar gefährlich – es wäre, wenn man diesen ersten Schritt ganz ohne Vorbereitung machen würde.
Unbedingt überprüfen
Bevor wir aufs Wasser gehen, gibt es drei wichtige Dinge zu checken.
Zuerst einmal das Wetter: Welche Windstärke haben wir und aus welcher Richtung weht der Wind? Scheint die Sonne oder droht möglicherweise ein Gewitter? Welcher Neoprenanzug ist für die Temperatur angemessen?
Als nächstes kommt der Reviercheck: Gibt es Riffe, Gefahrenbereiche, Fahr-Verbote, Strömungen, Gezeiten, ungeschriebene Regeln?
Und zu guter Letzt sollte man auch sein Material überprüfen: Passen das Board und das Segel zu den Bedingungen und meinem Fahrkönnen? Ist alles tauglich, heil und vollständig?
Zu schnell unterwegs
Ich musste leider mal die Erfahrung machen, dass es echt nicht so gut läuft, wenn man ungeduldig ist, zu schnell aufs Wasser will und nicht alles ordentlich überprüft. Ich hatte mir an einer Station ein neues Board ausgeguckt, von dem ich überzeugt war, dass es perfekt zu mir passen würde. Ich hatte nur eine knappe Mittagspause zur Verfügung, um es zu testen. Es musste also schnell gehen. Auf dem Wasser war ich dann mehr als enttäuscht: Nichts lief rund, es fühlte sich alles merkwürdig unkontrolliert und schwergängig an. Ich zweifelte sofort an meinen Fähigkeiten.
Als ich schließlich aufgab und betrübt aus dem Wasser kam, sagte ein Kollege zu mir: „Du hast deine Finne verloren.“ Und auf einmal war mir alles klar: Ich hatte nie eine dran gehabt! In meiner Eile hatte ich nicht daran gedacht, dass die Boards ohne Finne gelagert wurden und hatte vergessen, mir eine auszusuchen. Ohne Finne läuft das Board aber nicht geradeaus und fühlt sich eben an wie auf Schmierseife.
Mit Finne entpuppte sich das Brett dann doch als mein Magic-Board, das ich bis heute fahre. Kurz gesagt ist die Frage zum Thema „vom Surfen fürs Leben gelernt“ diese: Was sollte ich checken, bevor ich mich „in die Wellen“ stürze?
Fragen
Wie sind bei dir die aktuellen Rahmenbedingungen, wie „weht der Wind“?
Wie ist dein Revier, also die örtlichen Gegebenheiten vor Ort, der Sozialraum, in dem du dich bewegst: ermutigend oder ernüchternd?
Wie ist das Material oder Werkzeug, das du zur Verfügung hast? Welche Stärken und Fähigkeiten hast du?
Was fehlt dir noch, um dich gut vorbereitet zu fühlen?