inspiriert

Doch, du bist Dienstleister!

16. August

Ich bin rheinisch-katholisch. Das ist eine ganz besondere regionale Unterart der römisch-katholischen Kirche. Ein Wesensmerkmal: der tief verankerte Pragmatis­mus, wenn es ums Feiern geht. Oder wie ich es sagen würde: Man muss die Feste feiern, wie sie kommen. Und damit sind sowohl die Fröhlichen wie auch die Traurigen gemeint. Bei vielen Festen, die es Jahr für Jahr zu feiern gibt, ist Kirche für das Gelingen mitverantwortlich. Egal, ob Dorfkirmes, Schützenfest, Hochzeit oder Beerdigung, oft beinhaltet die Feier einen Gottesdienst.

Das kann total schön und aufbauend sein. Leider erlebe ich es, vor allem bei Kasualien, viel zu oft als frustrierend. Vor allem dann, wenn vermutet wird, dass die Feiernden eh nur wegen des Geldes kommen, wird wahlweise lieblos oder überheblich zelebriert. Die Begründung: Wir sind doch keine Dienstleister.

Oh, wie ich diesen Satz hasse! Was bitte seid ihr denn sonst, wenn nicht Dienstleister, liebe Kirche? Etwa Handel oder Industrie? Oder gibt es, wie so oft, eine eigene Kategorie für Kirche? Wenn mich jemand fragt, ob ich ein Fest für ihn ausrichte, sowie es bei Hochzeit und Beerdigung der Fall ist, dann verpflichte ich mich dazu es auch zu tun. Dienstleister:in sein ist kein Ausverkauf der eigenen Überzeugungen, kein Kleinmachen und Nachplappern; Dienstleister:in zu sein, bedeutet seine Kompetenzen in den Dienst für jemand anderen zu stellen, sodass dieser mit dem Ergebnis zufrieden ist.

Ein:e gute:r Dienstleister:in weiß um seine/ihre Stärken und Grenzen, kennt seine/ihre Kompetenzen und ist auf dieser Grundlage flexibel genug, um Wünsche zu erfüllen. Wer Partys nur so feiern will, dass man selbst sie mag, sollte das dann auch nur auf eigenen Feten ausleben und nicht andere damit nerven.

Ja, du (als Ehrenamtliche:r, Hauptamtliche:r, Verantwortliche:r) bist Dienstleister:in, wenn du etwas für andere machen sollst, wenn du anderen dienst. Und nein, bevor die Frage aufkommt, es geht bei den Festen nicht um dich. Egal, wie man es betrachtet.

Ich darf mir an dieser Stelle eine kleine katholische Note erlauben: Denn all das, was ich gerade beschrieben habe, fasst die katholische Kirche in ihrer dogmatischen Konstitution Lumen Gentium im Kapitel 1 gut zusammen, wenn es dort heißt: Kirche ist Sakrament und Werkzeug für die Errichtung des Reich Gottes. Und ein Werkzeug hat selten einen Selbstzweck. Das spiegelt sich auch in einem der Papsttitel wider, wenn es dort heißt: “Servus Servorum Dei” (“Diener, der Diener Gottes”). Na, wenn das mal kein Bekenntnis zur Dienstleistung ist.