„Dass ich Griechisch kann und Sie es vielleicht nie können werden, muss ich
mir nicht in der Prüfung beweisen“, sagte mein Griechisch-Dozent kurz vor der
Prüfung. Ich weiß nicht, ob ich, wenn ich diesen Satz von ihm nicht gehört hätte,
mich überhaupt in die Prüfung getraut hätte. Mit Fremdsprachen geht es
mir ähnlich wie mit dem Cajon. Ich würde es super gerne können, kann es
aber nicht. Die Sprachen waren im Theologiestudium echt nicht mein
Highlight. Zwar musste ich nur Griechisch lernen, aber das hat mir
gereicht.
Und da saß ich nun immer wieder im Intensivkurs und hörte Leuten zu, die
offensichtlich alle Stück für Stück besser in der Sprache wurden. Mein einziger
Halt war, dass Vorlesen ganz gut klappte. Und mit viel Zeit, Geduld, einem
Wörterbuch und einer kleinen Prise Fantasie, konnte ich auch Texte
übersetzen.
Wenn alle um einen herum sich besser mit einem Thema auskennen,
kommt man sich zwangsläufig dümmer vor. Gleichzeitig stellt
sich auch das Gefühl ein, die anderen mit dem ständigen Nachfragen zu nerven. „Sagt mal:
Was war noch mal ein ACI?” Mega nervige Frage, wenn man schon kurz vor
der Prüfung steht.
Mein Graecum habe ich geschafft – keine Ahnung, wie – und alles, was ich
davon behalten habe, war dieser Satz. Er gehört sicherlich zu den wichtigsten
Sätzen in meinem Theologiestudium: Ich muss dir nicht beweisen, dass ich
etwas weiß und du nicht. Nicht, dass jemand nachher etwas beweisen kann,
ist Ziel meines Handelns. Nicht, dass Gott bewiesen werden kann, leitet mich.
Nicht, dass eine Person nachher glaubt. Sondern die Möglichkeit, jemanden
die Angst davor zu nehmen sich dem auszusetzen, was ihn umgibt.
Ja, ich könnte so handeln, dass ich allen Menschen auf die Nase binde, dass Gott
existiert. Doch damit beweise ich den anderen nicht Gott, sondern mir nur meine
Unfähigkeit das eigene Ego zurückzustellen. Am Ende zählt, ob es einem Menschen
hilft, Stück für Stück die Welt für sich und andere besser zu machen.