Johannes, warum hast du dich für die Weiterbildung zum Pionier entschieden?
Johannes Beck: Nachdem ich damals eigentlich die erste Entsendungsstelle in unserer Landeskirche als Gründer übernommen habe und damit anfing, in Bad Langensalza einen Erprobungsraum aufzubauen, hat mich Thomas Schlegel relativ schnell auf die Weiterbildung aufmerksam gemacht. Er hat mir die Teilnahme vorgeschlagen, um so für den vor mir liegenden Prozess eine passende Begleitstruktur zu haben. Für mich klang das nach einer tollen Gelegenheit, über das, was ich vor Ort tun sollte, mehr zu erfahren und es in einem größeren Kontext zu reflektieren und außerdem Leuten zu begegnen, die in ähnlichen Situationen an ähnlichen Fragen arbeiten.
Kannst du einen Aha-Moment, den du während der Weiterbildung hattest, kurz beschreiben?
Genau genommen gab es mindestens zwei solcher Aha-Momente, die mir nachdrücklich in Erinnerung geblieben sind. Und beide verbinde ich vor allem mit den ersten Monaten der Weiterbildung. Einerseits war es total erhellend, die Fresh X-Grammatik und vor allem die Serving-first-Journey mit den zugehörigen Elementen kennenzulernen. Denn plötzlich konnte ich meine eigenen Erfahrungen, die ich vor Ort gemacht habe, einordnen. Und dabei habe ich gemerkt: Die Fragen, die sich mir gestellt haben, die Herausforderungen, denen ich begegnet bin und die Lösungen, die ich gefunden habe, sind verallgemeinerbar. Intuitiv habe ich das gemacht, was viele andere auf ihre Weise andernorts auch gemacht haben. Und das half natürlich ungemein, den Prozess zu verstehen und zu beschreiben und nächste Schritte in den Blick zu nehmen.
Der zweite Aha-Moment stellte sich ein, als ich merkte, dass sich meine Situation und Herangehensweise doch erheblich von der der anderen PfarrerInnen des Kirchenkreises unterschied – vielleicht vergleichbar mit der Klinikseelsorgerin. Dafür konnten die Teilnehmenden der Weiterbildung ohne große Erläuterungen immer sofort anknüpfen. Die Gruppe der Gleichgesinnten, die in ähnlichen Situationen arbeiten und ähnliche Erfahrungen teilen, war also nicht der Pfarrkonvent, sondern die Pionier*innen der Weiterbildung. Und es war gut, eine solche Gruppe zu haben, um sagen zu können: Meine Gedanken und mein Vorgehen ist nicht abwegig, sondern es gibt viele andere, die das teilen.
Inwiefern hat sich die Weiterbildung gelohnt; wie kannst du das Gelernte in deiner täglichen Arbeit anwenden?
Wichtig war für mich, wie gesagt, am Anfang vor allem die Möglichkeit, meine eigene Situation und meine Erfahrungen einzuordnen. Das hat sehr dazu beigetragen, den Prozess vor Ort reflektieren und kommunizieren zu können. Besonders hilfreich waren auch die verschiedenen Analyse-Tools, die uns Bob und Mary Hopkins vorgestellt haben und die etwa fürs Team-Building von großer Bedeutung waren. Außerdem konnten Tino Schimke und ich für unseren Entdecker:innen-Kurs für Freiwillige aus unserer Region auf viele Inhalte der Weiterbildung zurückgreifen. Neben konkreten Werkzeugen ist für mich bis heute vor allem der Fokus auf die Haltung als Pionier:in prägend. Daran habe ich selbst weitergedacht und mit anderen für die Erprobungsräume der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland sieben Haltungen herausgearbeitet. Wenn die sieben Kriterien, die für diese Erprobungsräume gelten, die Vorderseite einer Medaille bilden, dann die sieben Haltungen deren Rückseite. Beide interpretieren sich gegenseitig. Die Haltungen sind deshalb auch regelmäßig Orientierungsrahmen bei unseren Learning Communities.
Der nächste Kurs der Pionier-Weiterbildung startet im November 2022 und geht bis 2024. Inhalte sind unter anderem Missionstheologie, Milieusensibilität, Strategieentwicklung, Führungsstrategien und die Fresh X-DNA. Mehr Infos zum Kurs und Anmeldemöglichkeiten gibt es hier.