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3 Erkenntnisse für die Kirche der Zukunft

Mittwoch

Es war ein großer Luxus, wie Klaus Douglass, der scheidende Direktor von midi, der Evangelischen Arbeitsstelle für missionarische Kirchenentwicklung und diakonische Profilbildung in seinem letzten Editorial schrieb. Ein großer Luxus, aber auch ein Zeichen für Weitblick, zwei so große Organisationen wie die Kirche und die Diakonie eine eigene Abteilung gründen zu lassen, die gemeinsam Kirchenentwicklung neu – vernetzt – denken. Und auch wenn Klaus Douglass nun in seinen wohlverdienten Ruhestand geht, die Arbeit von midi geht weiter. Denn Kirchenentwicklung, diakonische Profilbildung gehen weiter. Und so schrieb Klaus Douglass in seinen letzten Worten von drei Erkenntnissen, die er in seinen vergangen fünf Jahren als Direktor im Bezug auf Kirchenentwicklung wahrgenommen habe und die er für zukunftsweisend halte. 

  1. Keine ganz neue Erkenntnis, deswegen aber nicht weniger war: Wir leben in wilden Zeiten. Viele verschiedene Krisen, die uns herausfordern. Beständige Veränderungen, auf die wir reagieren. Laut Douglass haben die Landkarten, die uns ein den Weg wiesen, ausgedient. Wege haben sich verändert, sich nicht mehr begehbar, woanders lassen sich dafür Pfade auffinden. Und manchmal muss man sich den Weg auch durchs Dickicht und Unterholz allein freimachen. Das kann Angst machen und lähmen – muss es aber nicht. Denn, so Douglass weiter, wir haben zwar keine funktionierenden Landkarten mehr, aber immer noch einen Kompass. Und dieser Kompass führt direkt zur seiner zweiten Erkenntnis:
  1. Bei midi ist dieser Kompass das doppelte Hören. Das Hören auf Gott und auf die Menschen. „Wer nur auf Gott hört, redet schnell an den Menschen vorbei. Theologie ohne Zuhören wird zu Monologmaschine. Wer dagegen nur auf Menschen hört, verliert den göttlichen Auftrag aus dem Blick.“ Vielmehr gehe es doch darum, Menschen mit Gott zu verbinden. Dies gelinge vor allem, wenn auch die Arbeit selbst mindestens doppelt geprägt ist: Von Kirche UND Diakonie. Von Sozialwissenschaft UND Theologie. Von helfendem Handeln UND kritischem Denken. 
  1. Die dritte These von Klaus Douglass beschäftigt sich mit der Gesundung der Kirche, auf die er immer noch hofft. Seiner Ansicht nach kann und wird dies nicht nur die nächste und nächste Kirchenreform geschehen, sondern „durch die immer wieder neue Hinwendung zu Gott“. Nicht, weil Kirche nicht fromm genug sei. Sondern weil schon Luther in seiner ersten der 95. Thesen formulieret, dass die Hinwendung zu Gott keine einmalige Sache, sondern eine lebenslange Übung sei. „Kirche“, so schreibt Klaus Douglass, „lebt nicht davon, dass sie sich ständig neu reformiert, sondern dass sie sich unterbrechen lässt.“

Das vollständige letzte Editorial von Klaus Douglass als Direktor von midi kann im Magazin der midi-Website nachgelesen werden. 

Zum 01. Juni 2025 tritt Dr. Thomas Schlegel die Nachfolge als Direktor von midi an. 

Autorin, Lektorin, Redakteurin von Beruf. Im Fresh X-Netzwerk und an der CVJM-Hochschule. Mitarbeitende, Mitdenkende, Mitgestaltende in Kirche. Suchende, Sehnende, Scheiternde, Fragende, Findende, Fordernde im Privaten.