14 Gemeinden hat sie zu betreuen. 14 Dörfer anzufahren, in denen Menschen leben, die sich nach Gemeinschaft sehnen, nach Werten, nach jemandem, der zuhört. Allen 1.200 Kirchenmitglieder:innen gerecht werden? Als alleinige Pfarrerin für das Kirchspiel Magdala/Bucha (Kirchenkreis Jena der evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM)) ist das für Jeanette Schurig nicht möglich. Und so fand auch sie auf ihrem Schreibtisch etliche Austrittsgesuche mit der Begründung, dass der persönliche Kontakt zur Kirche, zur Pfarrerin fehle.
Ein Bäcker-Auto brachte die Theologin dann schließlich auf eine neue Idee. Dieses fährt an bestimmten Tagen zu bekannten Zeiten von Ort zu Ort und verkauft Brötchen, Brot und Kuchen aus dem Auto heraus.
Kurzerhand “rüstete” die Pfarrerin ihren Kombi entsprechend um. Im Kofferraum befinden sich nun etliche Infobroschüren, Bücher, Andachtsblätter, Gesangbücher – und natürlich eine gut gefüllte Kaffeekanne. Den äußeren Look, Werbefolien mit den Aufschriften “Kirche auf Rädern” und “Kirche macht die Klappe auf” sponserte ein Autohaus. Und nun steht Jeanette Schurig zu festgelegten Terminen vor der jeweiligen Dorfkirche, macht die Kofferraumklappe auf, schenkt Kaffee ein, hört zu. Ein Angebot, was von den Dorfbewohnern gerne angenommen wird. “Von vielen wird das Treffen richtig zelebriert”, erzählt die Pfarrerin, “sie bringen Kuchen, Eis oder Blumen mit.” Außerdem mag sie es, dass sie nicht weiß, was genau sie an diesem Tag, an diesem Ort erwarten wird: Kommen viele Menschen? Sind Kinder mit dabei? Wird sie nur Informationen weitergeben oder auch mit den Menschen ins Gespräch kommen? Ist jemand dabei, der Seelsorge benötigt?
Schurig will sich Zeit für die Menschen vor Ort nehmen, einen Begegnungsraum schaffen und Berührungsängste abbauen – bewusst kommt sie zu ihnen. Dabei haben sich die Dorfbewohner den Platz vor der Kirche gewünscht. Zunächst hatte Schurig selbst nämlich einen zentralen Dorfplatz angedacht. Und auch die Art und Weise, wie so ein Treffen abläuft, bestimmen die Besucher selbst. War zunächst ein lockeres Kommen und Gehen angedacht, hat sich gezeigt: Die meisten Leute sind da, sobald das Auto zur vereinbarten Zeit vor der Kirche steht. Also bietet die Pfarrerin nun eine kurze Andacht zu Beginn an. Und im Gegensatz zu den sonntäglichen Gottesdiensten, nach denen Jeanette Schurig direkt weiter zur nächsten Kirche im nächsten Dorf muss, hat sie hier Zeit, um mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Zumindest diesen Sommer über. Denn aktuell ist das Projekt nur für den Sommer geplant. Was der Herbst oder Winter bringen werden, wird man sehen.