inspiriert

Kirche und Geld – ein besonderes Verhältnis

07. November

Seit ich mich mit Fresh Expressions of Church beschäftige, tauchen bestimmte Fragen immer wieder auf: Eine ist zum Beispiel die nach der Weiterbildung derjenigen, die etwas Neues angehen. Eine andere ist die nach Kirchenbildern, die Vielfalt ermöglichen. Eine weitere ist die nach Geld. Und auch wenn in kirchlichen Kontexten (m. M. n) noch viel zu wenig richtig über Geld gesprochen wird, steht die Frage danach permanent im Raum. »Money talks« hörte ich mal jemanden sagen – die Art und Weise, wie mit Geld umgegangen wird, sagt etwas aus. Die Art und Weise, wie neue Initiativen im Vergleich zu anderen Bereichen in der Kirche finanziell und auch sonst gefördert werden, kann etwas darüber aussagen, wie sie wertgeschätzt werden. In diesem Dilemma kann aber auch eine Chance stecken.

Denn besonders interessant wird die Sache mit dem Geld auf der kirchenentwicklerischen Ebene, wenn Initiativen, die man durchaus als Gründungen oder Fresh Expressions of Church beschreiben könnte, selbst die Sache in die Hand nehmen und ihr Geld verdienen oder es sich durch Refinanzierung, Stiftungen oder andere Förderungen selbst organisieren. Wenn sie so selbstorganisiert und so selbstständig sind, dass sie nicht nur eigene Ideen voranbringen, sondern eben auch finanziell selbst dafür Sorge tragen können. Wenn sie finanziell auf eigenen Beinen stehen. Wenn sie sich auf einem Markt behaupten.

Nicht selten passiert dann etwas, das zu Veränderung und Innovation einfach dazu gehört: Es entsteht zu einem bestimmten Zeitpunkt eine gewisse Irritation. Wie kann das sein, dass hier kein Geld gebraucht wird? Ist so eine Initiative eine kirchliche, wenn sie von der Kirche kein Geld benötigt? Ist so etwas Kirche, auch wenn es Geld kostet oder kosten kann? Und sicherlich auch eine andere Frage, die zur Realität dazugehört: Wie können wir diese Leute einer solchen Initiative denn dann steuern, lenken oder leiten, wenn nicht über die Finanzen, die wir ihnen (nicht) zukommen lassen? Veränderungsfragen sind immer auch Machtfragen – und Geld ist eines der mächtigsten Instrumente in der deutschen Kirchenlandschaft.

Unternehmerisches Handeln in Kirche

Mit der Studie »Unternehmerisch Kirche sein« haben unsere Niederländischen Kolleg*innen in der PKN (Protestantischen Kirche der Niederlande) einen Impuls vorgelegt, der dazu inspiriert, mehr und anders über Geld zu reden. Nicht nur, weil es in den Niederlanden kein System gibt, das man mit dem deutschen Kirchensteuerwesen vergleichen könnte. Die inhaltliche Auseinandersetzung mit der niederländischen Studie hat meiner Ansicht nach (mindestens) zwei inhaltliche Ebenen: Die konkrete Ebene, in der die Studie zusammenfasst, was sich dort eben so zeigt. Wie entstehen neue christliche Communities und Gemeinschaften im Kontext wirtschaftlichen Handelns? In welchen Formen geschieht das? Welche Fragen entstehen dadurch? Aber dazu kommt dann auch die theologische Ebene. Lässt sich Gott wirklich überall finden – auch in der Wirtschaft? An welcher Stelle gehört zum Unternehmertum und zur Wirtschaftlichkeit auch eine gegenkulturelle Dynamik, die das Christentum mit sich bringt? Inwieweit ist das unternehmerische Handeln missionarischer Auftrag? Alles dies zusammen (und sicherlich noch anderes) ist der kirchenentwicklerische Ertrag, der eine Beschäftigung mit der Studie und dann eben auch ihre Übersetzung sinnvoll erscheinen ließ. Und so erscheint sie nun, die deutsche Übersetzung, und ich bin sehr froh darüber.

Froh bin ich auch deshalb, weil es nicht nur ein rein niederländisches Phänomen ist. Wie die Studie zeigt, finden sich weltweit vergleichbare Initiativen. Und auch in Deutschland kann man Ähnliches bereits finden: Mit Anna und Erik Reppel haben z.B. zwei erfahrene Gründer*innen im neuen FreshX-Buch »anders, denn Kirche hat Zukunft. Wie FreshX neue Wege gehen« dazu einen Beitrag verfasst. Mit »Beten und Businessplan. Unternehmerische Ansätze als Chance für Innovation in Fresh X und Kirche« haben sie ihre Erfahrungen nicht nur in dem Buch, sondern auch schon in diesem Online-Magazin und im Frischetheke-Podcast geteilt. Also auch bei uns zeigt sich das Phänomen längst. Die niederländische Studie hilft dennoch dabei in Deutschland auf Spurensuche zu gehen.