Körper, Geist und Seele – diese drei Elemente sind eng miteinander verbunden und bilden zusammen den Menschen in seiner Ganzheit. Der Körper steht für Kraft, der Geist für den Verstand und somit für Wissen, die Seele als Ort der Gefühle. Sicherlich alles ist wichtig; unverzichtbar. Und doch könnte man meinen, dass in christlichen, kirchlichen, Kontexten das eine stärker betont wird als das andere. Warum?
Kraft. Wissen. Gefühl.
Der Körper ist das physische Instrument des Menschen, das ihm ermöglicht, in der Welt zu handeln und zu interagieren. In der Bibel wird der Körper als Tempel des Heiligen Geistes bezeichnet (1. Korinther 6,19), was ja bedeutet, dass der Körper als ein von Gott geschaffener und bewohnter heiliger Ort ist. Auch wenn der Körper also grundsätzlich etwas Heiliges und Wertvolles ist, haftet an ihm ein negatives Image. Schließlich haben wir alle mehr oder weniger konkrete Vorstellungen davon, wie so ein Tempel auszusehen hat und wie ein Tempel behandelt, bewohnbar, gemacht werden müsse. Und auch das inzwischen geflügelte Wort „Der Geist ist willig, das Fleisch aber ist schwach“ (u.a. in Markus 14,38), hat nicht unbedingt dazu beigetragen, dem Körper ein positives Image zu verschaffen. Körperlichkeit, ist das, was man am ehesten fesseln, bändigen, bezwingen sollte – so manchmal der Eindruck – nicht zuletzt, wenn es um die körperlichen Verlange und Bedürfnisse des Menschen geht.
Der Geist ist das intellektuelle und spirituelle Element des Menschen, das ihm ermöglicht, zu denken, zu lernen und zu verstehen. Der Geist ist eng mit dem Verstand und dem Willen verbunden; so vermag der Mensch eine Beziehung zu Gott zu haben und Gottes geistliche Wahrheiten zu erfassen. In der Bibel heißt es: „Gott ist Geist, und die ihn anbeten, die müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten.“ (Johannes 4,24)
Die Seele ist das Element, das am wenigsten greifbar erscheint. Unsterblich. Widerstandsfähig. Zart. So die sie beschreibenden Adjektive. Sie ist es, dass uns Menschen fühlen und lieben lässt und uns befähigt, aufrichtige Beziehungen zu anderen Menschen aufzubauen. Die Seele wird darüber hinaus auch als das Element beschrieben, dass in der Lage ist, Gott zu erkennen und in eine persönliche Beziehung ermöglicht. In der Bibel wird die Seele oft als das Wesen oder die Essenz des Menschen bezeichnet. Gerade im Ersten Testament findet sich häufig die Beschreibung „von ganzem Herzen und mit ganzer Seele“.
Ganzheit im Gegenüber
Verrückt eigentlich, dass wir Menschen verlernt haben, uns selbst als eine Einheit aus drei Bestandteilen wahrzunehmen. Nahezu jeden Tag spalten wir uns innerlich, teilen uns auf. Treiben Sport für einen gesunden und fitten Körper oder achten auf eine ausgewogene Ernährung. Wir lesen kluge Bücher, hören Podcasts und lauschen Predigten, um unseren Verstand zu füttern und wenn wir der Seele Gutes tun wollen, tja, dann essen wir ein Stück Sahnetorte. Oder nehmen ein heißes Bad. Vielleicht meditieren wir auch eine Runde oder genießen die Natur um uns herum. Unsere Seele ist eng verknüpft mit Genuss. Mit Wohltat. Aber wird ihr das eigentlich wirklich gerecht? Kümmern wir uns so um unseren Körper, unseren Geist und unsere Seele, wie wir das sollten? Wie es gut wäre, wie es gut täte? Muss man sich um jeden Bestandteil einzeln kümmern oder gibt es Möglichkeiten, wie wir Menschen in unserer Ganzheit angesprochen und versorgt werden könnten?
Es gibt die These, dass der Mensch in seiner komplexen Ganzheit nur durch ein Gegenüber wahrgenommen werden und sich entfalten kann. Durch menschliche Gegenüber, mit denen wir uns verbinden, an denen wir uns reiben, die uns herausfordern oder die uns ermutigen. Und das göttliche Gegenüber, das uns geschaffen hat, das uns Wert, Würde und Sinn verleiht, das sich ebenfalls mit uns verbinden und in Beziehung treten möchte. Braucht es also, um wieder zu uns selbst und zu Gott zu finden, eine Kehrtwende? Statt Ausdifferenzierung Ganzheitlichkeit? Statt alle für einen eins für alle?
Den Glauben und das Leben mit allen Sinnen wahrnehmen, in allen Facetten und mit „aller (Körper)Kraft, vollem Bewusstsein und Verstand, mit ganzem Herz und ganzer Seele“. Ein unmöglicher Anspruch oder ein erstrebenswertes Ziel?
Wir wollen uns gerne mit euch auf den Weg machen, die Fragen, die der Text stellt, weiterzudenken. Welche Erfahrungen habt ihr mit Körper, Geist und Seele gemacht? Es berührt ja so viele Facetten menschlichen Lebens – und Leidens? Denn was ist der Mensch, wenn eines dieser Bestandteile nicht mehr kann? Wenn körperliches Leiden das Leben beeinträchtigt? Wenn Krankheiten wie Alzheimer den Geist schwächen? Wenn Angst und Sorgen, Traurigkeit und Leid die Seele quälen? Welche Projekte, Menschen und Ideen kennt ihr, die sich mit Körper, Geist und Seele beschäftigen? Oder nur mit einem von dreien? Schreibt uns gerne!