Den eigenen Kontext kennenlernen. Sich im Sozialraum orientieren. Helfen, wo Hilfe benötigt wird. Sehen. Hören. Wahrnehmen. Der missio Dei folgen. Also dort ansetzen, wo Gott ohnehin schon am Werk ist. Und ihm bei der Umsetzung seiner Pläne für das Viertel, den Kiez, den Stadtteil, das Dorf möglichst nicht im Weg stehen.
Es tut gut, sich immer mal wieder bewusst zu machen, worauf man als Leitungsgremium, als Kirchengemeinde, als Pfarrer:in, als Ehrenamtliche:r, als Hauptamtliche den Fokus legt, findet auch Katharina Haubold. Um anderen diese fokussierte Sichtweise zu erleichtern, hat die Fresh X-Referentin der CVJM Hochschule in Kassel vor einigen Jahren die gott.voll-Karten entwickelt. Die Karten sind eine Einladung, sich vierzig Tage lang oder immer mal wieder eine Karte vorzunehmen und die Lebensumstände, die Menschen, die Räume, die Möglichkeiten in der Umgebung wahrzunehmen und zu entdecken. Und gleichzeitig hinzuhören und hinzuschauen, was Gott an diesem Ort bereits tut. Laut Haubold soll es weniger um die binnenorientierte Fragen gehen, sondern vielmehr darum, wie man selbst neugierig auf Gottes Wirken in dieser Welt im Alltag unterwegs sein kann und darum, wie man mit den Menschen, die in unmittelbarer Nähe wohnen und arbeiten, Zeit verbringen, Leben teilen und gemeinsam Gott entdecken kann.
Wahrnehmen von Heiligem
„Als ich die Idee entwickelt habe, habe ich auch immer so ein bisschen gehofft, dass sich Gruppen zusammentun und das als eine gemeinsame Challenge machen“, erzählt die Fresh X-Pionierin. „Dass Hauskreise, Gremien, Gruppen oder Presbyterien sich die gott.voll-Karten für einen bestimmten Zeitraum vornehmen, mit einzelnen Fragen im Alltag unterwegs sind und sich dann darüber austauschen: Was bewegt uns daran? Was bedeutet das für uns und für die Art und Weise, wie wir Kirche sind und sein wollen? Wo hinterfragt uns das vielleicht auch? Wo ruft es uns als Kirche zur Umkehr? Wo merken wir, dass wir vielleicht ganz lange Wege brauchen, um zu begreifen, welche Lebensrealitäten es noch gibt? Wo sind diese Lebensrealitäten ganz nah an ‚unseren‘, wo sind sie (vor allem von der kirchlichen Realität) ganz weit weg? Und wo begegnet uns in diesen Wahrnehmungen etwas Heiliges?“ Anfang des Jahres zog Katharina Haubold von ihrem Heimatort Soest nach Köln und erlebt seitdem noch mal ganz neu, was es bedeutet, wie Moses am brennenden Dornenbusch, „fußfühlig“ zu sein, wie sie es nennt. Sich den neuen Kontext, die neue Hood zu erlaufen, zu erspüren, zu erfahren. Und fragt sich: „Was wäre, wenn wir das ernstnähmen, dass wir Christus da ganz nahe sind, wo wir rauskommen und das Bekannte verlassen? Was würde das für unsere kirchliche Arbeit bedeuten?“ Sie lacht: „Wenn wir nackig auf der Straße sind, sinnbildlich gemeint?“ Würde ein veränderter Fokus, eine veränderte Haltung auch veränderte Formen von Kirche hervorbringen? Menschen, die sich mit den gott.voll-Karten auf den Weg machen, sollen sich durch die neue Fokussierung der eigenen Ergänzungsbedürftigkeit ihres Glaubens bewusst werden, wünscht sich Haubold. „Und so sind die gott.voll-Karten hoffentlich, Erinnerung oder Unterbrechung, das Augenmerk auf etwas anderes zu richten, in der inneren Haltung, dass Gott uns in allen Dingen begegnen kann und will.“
Die gott.voll-Karten gibt’s im Set von 40 Karten in Visitenkartengröße, hübsch verpackt im Karton, perfekt für die Hosentasche sowie zum Einzeldownload.