inspiriert

Schiffbruch

10. März

Wenn ein Schiff gestrandet ist, dann hat das Meer gesprochen. Die Takelage im Sand, Holzsplitter liegen überall herum und mittendrin du.

Ein Projekt, ein Lebenstraum, mit dem du losgezogen bist und dann ein krachendes Scheitern. Ein Gemeindeprojekt, das du angeschoben hast und dann kommen wieder nur die üblichen Verdächtigen zur Eröffnung? Ein Fußballteam, das keine Punkte mehr gewinnt? Eine Karriereleiter, die unter deinen Füßen zusammenbricht?

Scheitern tut richtig weg. Es ist ätzend. Scheitern reißt dir das Herz raus, es fährt deine Träume vor die Wand. Vor die Wand der Realität. Wer schon einmal gescheitert ist mit einem Projekt, einer Ausbildung, einem Lebenstraum, kennt diesen Schmerz. Man könnte sich hinsetzen und heulen, Fuck! rufen und dann?

Dann passiert das Spannendste. Erkenntnis setzt ein, manchmal erst nach Jahren. Man sitzt am Strand der Möglichkeiten und sieht die Holzbalken im Wasser treiben. Die Einzelheiten des alten Traums und dann die Erkenntnis, irgendwas hat zu dieser und jener Welle nicht gepasst, aber vielleicht gehts nochmal ganz und gar anders?

Schiffbruchmomente mit Gott – und aus all dem Murks setzt sich dein Leben zusammen, zu etwas Anderem, ungewohnt. Siehe, ich will ein Neues schaffen, jetzt wächst es auf, seht ihr es denn nicht? Der kluge Jesaja hat das seinen Freunden mal mitten im Scheitern gesagt. Vermasselt habt ihr es, ihr Lieben, sagte er, aber mit Gott, mit der Erkenntnis, dass es uns immer noch gibt und zwar mit einer offenen Zukunft.

Beim Kirchentag in Nürnberg reden wir über das Scheitern – zum Beispiel bei der Fuck up Night in Fürth. Wir loten die Chancen aus, die mit den Niederlagen in unser Leben kamen. Mit dabei ist Daniel Schneider, Journalist und Theologe. Er spricht mit Menschen aus Sport, Politik, Kirche und Kunst – alles Überlebende ihres je eigenen Schiffbruchs. Wir blicken mit ihnen auf Projekte, die gescheitert sind. Was habe ich aus meinem Scheitern gelernt? Was irgendwas Gutes daran?

Scheitern ist zum Schämen kein Grund. Blöd wäre nur, wenn du nichts daraus machst und am Strand einfach sitzen bleibst. Der Schiffbruch ist ein Komma im Lebenslauf und das Meer lockt mit Offenheit und irgendwer ruft: Wie geht’s weiter?