inspiriert

Solala. dennoch gut und wunderbar

20. September

Brocken von Wunderbarem in dissonanten Zeiten

Die dennoch.Konferenz war gut, wunderbar und solala. Die Dissonanz in dem Fazit ist auch ein Kennzeichen heutigen Katholisch-seins. Es gibt keine röm.-katholische Kirche mehr ohne Dennoch-Dissonanzen. Das Reich Gottes ist schon angebrochen und dennoch nicht hier. In die Spannungslage meiner Konfession hinein eine Konferenz für Neues zu veranstalten, die nicht scheitert, ist eine Leistung.

gut.

Gut war die Konferenz durch die gewissenhafte Vorbereitung, professionelle Durchführung und kompetente Expertise der Referierenden. Die Leute nehmen Input, Praxisbeispiele und Handwerkszeug mit und haben motivierende andere Christ:innen erlebt. Die begleitende Broschüre „Space for Grace“ (2023) spiegelt das wieder.

wunderbar.

Ich will mehr über das Wunderbare erzählen, das kein perfekt designtes Konferenzprogramm herstellen kann. Das Wunderbare hängt an den Leuten, die da sind und sich einlassen und später – wenn sie nach Hause gehen – Kirche gestalten. Am besten wird das bei den Teams gelingen, die zusammen angereist sind und eine gemeinsame Erfahrung auf der Konferenz gemacht haben.

Hier noch ein paar Brocken meiner Bilder für das Wunderbare auf der dennoch. und meine Learnings:

  • Umarmungen, Strahlen, offene Augen, neue Bekanntschaften, Wiederentdeckungen. Ein großes Fest der Freundlichkeit und Vernetzung. Und immer wieder dazwischen das Gefühl: Deshalb dennoch dabei zu sein. Wegen dir und wegen mir.

Learning: Denke Kirche immer von diesen Menschen aus und nochmal weiter.

  • Ich habe beim Abschlussgottesdienst genossen und gefeiert, Eucharistie mit evangelischen Geschwistern zu teilen und im Anschluss mit feuchten Augen sich zu sagen, wie schön es ist, gemeinsam in Jesu Gegenwart verbunden zu sein und wie weh es tut, dass das nicht immer so ist und dass alle interpretieren müssen, ob sie eingeladen oder ausgeladen sind.

Learning: Wenn keiner offiziell einlädt, lade selbst die Menschen ein, die sich ausgeladen fühlen könnten.

  • Das Wunderbare liegt in den Geschichten der erprobungsfreudigen und überraschenden Formen von Kirche, die z.B. bei der Verleihung des zap:Innovationspreises deutlich wurden. Oder bei der Vorstellung des Programms Space for Grace, das man als einen überdiözesanen Erprobungsraum beschreiben könnte.

Learning: Feier mit, wenn andere mutig sind, denn es werden weite Bilder von Kirche geschaffen.

  • Die kleinen, feinen Rituale und Zeichenhandlungen: die Aloha-Segensschokolade an alle (!) von der Surf-Trainerin und Exerzitienbegleiterin Esther Göbel. Oder das achtsame Aufhängen von 500 DIN A6-großen Kärtchen mit den Whys aller Teilnehmenden. Die liebevoll und kunstvoll komponierten Lieder und Neuinterpretationen alter Liedschätze durch Luis Weiß und MoveDove.

Learning: Mach es schön für andere.

  • Wirklich wunderbar waren alle Beiträge, die Kante, Kunst und Herz gezeigt haben: Allen vorweg die drei Slamtexte als Predigt: So hat Annette Jantzen Gott auf ein Bier in der Küche mit Fragen zum Zustand der Kirche eingeladen. Das Stück hinterließ im Raum einen kurzen Moment von heiligem Nachhall bevor das begeisterte Klatschen einstimmte. Es war, als ob sich einige in das Zwiegespräch mit Gott eingeklinkt hätten. Diese leichte, alltagsnahe Form, Gott Hallo und Ach zu sagen. Das Zuhören und auf eine Antwort vertrauen. Das scheint einen Glanz zu haben, der zumindest mich tröstet und gewinnt.

Learning: Lade Gott öfters auf ein Getränk ein. Frag und hör zu, was sie so meint.

solala.

Meine kritischen Punkte fasse ich schlagwortartig zusammen und konstruktiv nach vorne gedacht: Wenn es eine „dennoch.nochmal“ geben sollte, würde ich die Akzente so verschieben: weniger Personenzentrierung auf institutionelle Vertreter:innen. Dafür mehr Schwarm und offene, co-kreative Räume in der Gesinnung einer Open Space Veranstaltung. Weniger kluge Tipps an Engagierte, dafür mehr verbindliche Stellungnahmen von Bistumsleitungen, wie sie Innovation strategisch fördern. Weniger Vorträge mit Längen, dafür mehr kurze Keynotes von Menschen außerhalb kirchlicher Zugehörigkeit und größerer Diversität im Stil eines TED-Talks. Weniger akademische Sprache dafür mehr Hören auf Gott mit Stille, Gebet, Bibelteilen und kreativen Liturgien. Vielleicht auch weniger Tagung und mehr Festival. Und natürlich ökumenisch.

Dennoch.

Es war gut und wunderbar.