Hast du heute schon mit jemandem übers Wetter geredet? Solltest du! Es ist zutiefst missional.
In den letzten Tagen war ich mit jungen Kolleg:innen und freiwillig Engagierten aus unseren SCHON JETZT-Lerngemeinschaften auf einer Kundschafter:innenreise in England unterwegs. Wir haben uns freshX-Initiativen angeschaut – was in erster Linie bedeutet, dass wir Menschen kennengelernt haben, die uns von sich und ihren Geschichten erzählt haben.
Zu diesem famosen Personen, die sich Zeit für uns genommen haben, gehörten zum Beispiel Johnny und Meg, die uns ihr Café vorgestellt haben, das im Stadtteil eine wichtige Rolle spielt und hinter dem eine „friary“ steht – eine klösterliche Gemeinschaft, die in einem urbanen Kontext Glaube und Leben miteinander verbindet. Oder Kath, Pete, Mark und Helen, die in einem sehr ländlichen und eher prekären Setting unterwegs sind. Sie halten immer Ausschau nach Möglichkeiten, mit Menschen aus dem Dorf in Kontakt zu kommen – und übers Wetter zu reden. Oder über Sport, Urlaub, Essen, Lieblingsbücher … und so weiter.
Eigentlich bin ich ja kein ganz so großer Smalltalker. Ich hab es oft schon abgestempelt als Reden an der Oberfläche. Mark hat mir aber eine neue Perspektive geschenkt: Er stellt sich vor, wie das Gespräch am Jakobsbrunnen zwischen Jesus und der Frau aus Samarien begonnen hat. Mit dem Wetter: Sonne, Hitze und Durst. Und wie das Gespräch sehr schnell sehr tiefgründig wurde.
Für mich passt dieser Gedanke sehr gut hierher, wo ich über Sammlung und Sendung schreiben will. In den letzten Monaten hab ich vom Hören, Dienen und Zusammenbringen geschrieben. In der Logik der „serving first journey“, die für mich im freshX-Kontext eine wichtige Orientierung ist, folgt auf den Gemeinschaftsaspekt die Jüngerschaft. Ein heikler Punkt, der gerade im deutschsprachigen Kontext ziemlich „politisch beladen“ ist. (So nebenbei: Was löst dieses Wort, Jüngerschaft, bei dir gerade für Bilder im Kopf oder Emotionen im Herz aus?)
Ich finde es total wichtig, dass dieser vierte Schritt auf der fX-Reise sehr bewusst angeschaut wird: Was meinen wir Christ:innen eigentlich damit, wenn wir uns so nennen? Welche Erwartung haben wir dabei im Blick auf „die Anderen“, die Nicht-Christ:innen? Zu einer fresh expression of church, einer neuen, alternativen, durch unsere Sendung geformte, kontextualisierten, sozialräumlich geprägten Form von Kirche gehört der ausdrückliche Wunsch, mit Menschen in Beziehung zu kommen, die keinen Kontakt zu Kirche (aka „Gottes geliebte Gurkentruppe“) haben. Oder anders gesagt: Der Wunsch, Menschen in die Nachfolge Jesu zu begleiten, damit sie sich als geliebte Kinder Gottes verstehen lernen oder die Relevanz der christlichen Botschaft für ihr eigenes Leben entdecken können, ist weder verwerflich noch entbehrlich. Nur so gründet sich Kirche: indem Menschen sich um Jesus versammeln und von dort aus senden lassen.
Deshalb sollten wir lernen, übers Wetter zu reden. Und zwar so wie Jesus: Nicht als Monolog, sondern im Dialog – mit einem klaren Blick und weiten Herz für unser Gegenüber. So bringen wir Menschen zusammen – nicht nur untereinander, sondern auch mit uns und dem, der uns sammelt und sendet.