Die Kirche lässt sich Innovation etwas kosten. Landeskirchen haben inzwischen entsprechende Förderprogramme aufgelegt. Hurra! Doch zieht Geld wirklich innovative Köpfe an? Wächst nicht vielmehr die Versuchung allzu großer Sorglosigkeit, wenn sich Gründer:innen keine großen Gedanken mehr um die Finanzierung machen müssen? Und das Risiko, dass alles wieder zusammenbricht, sobald der kirchliche Geldsegen versiegt?
Ich meine, die tatsächliche Herausforderung besteht ganz woanders. Nämlich in der Schaffung eines Ökosystems, in dem innovative Ideen wachsen können und Gründergeist aufblüht.
Zwei der bekanntesten Förderinstrumente des Social Entrepreneurship sind im Umgang mit Geld sehr zurückhaltend. Stattdessen geht es bei StartSocial als auch beim Social Impact Lab darum, dass Gründerteams ein Stipendium gewinnen. Bei StartSocial werden jedes Jahr 100 Stipendien vergeben, und nur die sieben Bestplatzierten erhalten am Ende eine finanzielle Anerkennung von lediglich 5.000 €. Der Mehrwert für die Startups liegt gerade nicht in primär finanziellen Anreizen, sondern darin, über mehrere Monate hinweg in den Genuss eines professionell gestalteten, iterativen und kollaborativen Prozesses zu kommen, in dem sie als Team zusammenwachsen und ihre Idee zu einem tragfähigen, nachhaltigen Geschäftsmodell weiterentwickeln. Dabei erhalten die Teams in Workshops Wissen von erfahrenen Gründer:innen, z.B. zu Rechtsformen oder Marketing, und werden regelmäßig und individuell gecoacht. Der Fokus etwa auf die Motive und die Story der Gründer:innen, die Beziehungen innerhalb ihres Teams, die Adressat:innen (Persona), Wirksamkeit und Skalierbarkeit spielen eine wesentliche Rolle. Die Entrepreneurship Canvas bildet eine Art Roadmap.
Beim Social Impact Lab beginnt der Weg sogar schon lange bevor ein Team um ein Stipendium pitcht. Weil Entscheidendes nämlich bereits in der Ideenfindungsphase geschieht. Um Teams bestmöglich auf die Pitch-Situation vorzubereiten, bietet das Lab Pitch-Workshops an. Darin lernen die Gründer:innen, ihre Idee so zu schärfen und zu präsentieren, dass sie überzeugt. Im Berliner Lab gibt es regelmäßige, öffentliche Pitches. Dabei muss es auf mehreren Ebenen zünden – die Idee an sich, aber vielmehr muss auch der Eindruck entstehen: Diesen Leuten trauen wir zu, dass sie es umsetzen können.
Das Gros landeskirchlicher Innovationsförderung ist hingegen in einer bürokratisch anmutenden Projektfinanzierungslogik verhaftet – mit Anträgen, Vergabeausschüssen, die nach Aktenlage entscheiden, Bewilligungsbescheiden, Verwendungsnachweisen usw. Dieses System bringt Antragsteller hervor, aber nur selten Ecclesiopreneure. Oft werden kirchliche Fachstellen erst nach der Förderzusage mit der ´Begleitung` beauftragt, ohne dass klar ist, wie diese konkret aussehen soll. Bis dahin hat vielleicht niemand auch nur ein Wort mit einem ´Zuwendungsempfänger` gesprochen. Eine nachhaltige und der Wirksamkeit verpflichtete kirchliche Transformation sieht wahrlich anders aus.
Kurzum: Geld kann sogar schädlich sein, wenn die finanzielle Förderung nicht in ein ganzes Ökosystem eingebettet ist, das umfassend eine unternehmerische Haltung fördert. Sicher: Irgendwann stellen sich bei der Realisierung von Ideen auch finanzielle Fragen. Aber sie sollten auch erst zu diesem Zeitpunkt beantwortet werden, und nicht schon am Beginn.