inspiriert

Master’s Tent – Jugendgottesdienst neu gedacht

18. November

Als ich vor drei Jahren neu auf die Stelle der Jugendreferentin kam, gab es keinen Jugendgottesdienst mehr. Nun sollte ich ihn wieder neu beleben. Ein paar der Mitarbeitenden aus dem ehemaligen JuGo-Team und ein paar neue konnte ich dafür gewinnen. Sieben junge Ehrenamtliche im Alter zwischen 15 und 25 Jahren.

In unserer ersten Sitzung im November 2019 arbeiteten wir einen Jugendgottesdienst aus, wie man ihn halt so kennt. Ich war ehrlich gesagt ein bisschen skeptisch, ob überhaupt noch Jugendliche und Junge Erwachsene in einen Jugendgottesdienst gehen. Es ist doch im Prinzip ein „normaler“ Gottesdienst, nur mit moderneren Liedern von einer Band gespielt und im Anschluss gibt es Salzstängchen und Cola, mal etwas überspitzt gesagt. Aber, wenn die Ehrenamtlichen dazu motiviert sind, wollte ich ihnen nicht unnötig den Wind aus den Segeln nehmen.

Ein paar Tage nach unserer ersten Sitzung kontaktierte mich einer der Ehrenamtlichen und schrieb mir, dass er findet, dass Jugendgottesdienste doch nicht mehr so angesagt sind. Ob wir nicht doch eigentlich etwas komplett Neues bräuchten? „Halleluja“, dachte ich mir, „hier wird wieder eine goldene Spur sichtbar!“

Beim nächsten Treffen warfen wir also unseren fertig ausgearbeiteten JuGo über den Haufen und überlegten nochmal komplett von vorne. Aus meiner fresh-X Pionier-Fortbildung kannte ich den Golden Circle von Simon Sinek und startete mit meinem Team mit den Fragen: Warum willst du diesen „Jugendgottesdienst“ (Vision)? Wie wollen wir die Sache angehen (Haltung)? Was tun wir, um das zu erreichen (konkretes Angebot)? Außerdem sollte sich jeder und jede aus dem Team eine Person überlegen, die sie gerne bei unserem neuen Format sehen möchte. Was hat diese Person für Interessen und Vorlieben? Wie muss es gestaltet sein, damit diese Person sich wohlfühlt?

Und so entstand ein Konzept, bei dem in erster Linie die Gemeinschaft im Vordergrund steht. Veranstaltungsort sollte das Gütle des CVJM Großbottwar sein, ein geschützter Platz im Freien, mit großer Wiese, Bäumen, Fußballfeld, kleiner Hütte mit Stromversorgung und finnischer Toilette. Wir wollten keinen getakteten Ablauf, sondern dass man kommen und gehen kann, wann man möchte. Verschiedene Angebote (Sportplatz, Slackline, kreativ, …) kann man frei wählen, aber man kann natürlich auch einfach so zusammenstehen und reden.

Statt Band und „Gemeindegesang“ wollten wir lieber eine Gitarre und Liederbücher am Lagerfeuerplatz auslegen. Dann kann singen, wer mag und die, die nicht singen wollen, unterliegen keinem Gesangszwang. Irgendwann, wenn die Stimmung grad passt, sollte es einen max. 10-minütigen Input mit weiterführenden Fragen geben, worüber man dann ins Gespräch kommen kann. Außerdem gibt es während der ganzen Zeit Essen und Trinken gegen eine freiwillige Spende.

Als Schlechtwetterlösung überlegten wir, einfach sogenannte Mastertents aufzustellen. Und damit stand dann auch plötzlich der Name für unser Konzept fest: Master’s Tent. In Anlehnung an Offenbarung 21,3 „Seht, das Zelt Gottes unter den Menschen. Er wird in ihrer Mitte wohnen und sie werden sein Volk sein und er, Gott mit ihnen, wird bei ihnen sein.“ Das ist, was wir mit unserem neuen Konzept vermitteln wollen: Gott mit uns. Mitten im Alltag, mitten in der Begegnung. Nicht (nur) im religiösen Handeln.

Durch die Feedbackbögen, die die Besucher jedes Mal ausfüllen können, und unsere eigenen Feedbackrunden basteln wir immer noch ein bisschen an dem Konzept herum. Wir merken, dass sich einige schwer tun mit der offenen Phase und dass für viele doch der Impuls das Wichtigste ist; manche kommen nur deshalb. Auch vermissen einige doch den gemeinsamen Gesang mit Band. Daher wollen wir beim nächsten Master’s Tent, das im Winter mit Glühwein, Punsch und Polargrillen stattfinden soll, den Impuls bereits eine halbe Stunde nach Beginn halten, damit die Leute nicht so lange in der Kälte warten müssen, bis wir damit anfangen.

Ich bin dankbar für mein motiviertes, kreatives Team und für die Freiheit, die mir der Kirchengemeinderat gibt, so experimentell unterwegs zu sein. Und ich bin dankbar, dass Jesus spürbar mit uns ist, welche Ausdrucksformen auch immer unsere Beziehung zu ihm finden mag.