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Soziale Rendite und kirchliche Investition

15. November

Die Tage einer mitgliedschaftsbasierten und steuerfinanzierten Kirche sind gezählt. Will die Volkskirche nicht zur Freikirche werden, in der nur das Bekenntnis zählt, muss sie den Mehrwert deutlich machen, den die Gesellschaft von ihr hat. Ich bin davon überzeugt, dass sich eine auf christlichen Werten basierte Arbeit etwa in den Bereichen Soziales, Bildung, Seelsorge und Beratung auch künftig hoher Nachfrage erfreuen wird – und Unterstützer:innen findet, die sich vielleicht selbst nicht als gläubig verorten, aber an einer sozialen Rendite interessiert sind und dem Glauben offen und interessiert begegnen.

Sozial-innovative Transformation

Eine soziale Rendite entsteht etwa, wenn sich durch gezielte Maßnahmen das Handeln und die Lebensperspektiven Einzelner signifikant verbessern und so auch eine positive Veränderung in der Gesellschaft oder in Teilen von ihr spürbar wird. In diesem Sinne war schon die Jerusalemer Urgemeinde nicht nur eine spirituelle, sondern auch eine soziale Innovation, die sich durch ein hohes transformatives Potenzial auszeichnete. Indem sie dem Wesen Jesu Ausdruck verlieh, wurde sie zur Keimzelle für eine neue Art des Zusammenlebens z.B. von begüterten und armen Menschen. Sie setzte so die exkludierenden Mechanismen der damaligen Gesellschaft außer Kraft; wurde zur Werkstatt für eine neue, eine himmlische Gesellschaft.

Suche nach dem Golden Circle

Ein christliches Start-up sollte mehr sein als lediglich eine „hippe“ Form von Kirche, sondern dem Spirit der Urgemeinde folgen. Dann muss es sich einige Fragen stellen: Wie können wir in unserem Kontext dem Wesen Jesu auf anziehende Weise Ausdruck verleihen? Welche Bedarfe sehen wir, für die es noch kein Angebot gibt? Oder: Welches gesellschaftliche „Problem“ lösen wir? Welchen Nutzen, besser: Welche Wirkung schaffen wir für wen? Wer sind die Stakeholder, wer die Shareholder – wer hat also etwas von der Aktivität des Startups, und wer ist bereit es zu unterstützen? (Vgl. Simon Sineks Idee des Golden Circle)

Arbeiten mit Investoren

Ein kirchliches Startup muss also strategisch und unternehmerisch arbeiten. Es arbeitet nicht gewinnorientiert, sondern erwirtschaftet eine soziale Rendite. Wo ein Nutzen im Gemeinwesen entsteht, öffnet sich das Feld des Social Entrepreneurship. Sozialunternehmer:innen aber brauchen in erster Linie keine Spenden oder Projektförderungen, sondern Investoren. Investoren wollen nicht nur Leistungen bezahlen, die erbracht werden (Output), sondern sehen, was sie mit ihrem Geld bewirken; was sie also konkret verändern im Leben der Menschen (Outcome), im Stadtteil, in der Gesellschaft (Impact).

Um Investoren anzuziehen, tun kirchliche Startups gut daran, einen Wirkungskreislauf in Gang zu setzen. Seine Elemente sind z.B.:  

  • Kontext und Bedarfe analysieren, dann Adressaten/Adressatinnen und Ziele definieren
  • Ziele messbar beschreiben (quantitativ und qualitativ)
  • Indikatoren/Kennzahlen definieren (direkte und indirekte)
  • Internes Reporting (quantitativ durch systematische Erfassung von Zahlen, qualitativ z.B. durch Interviews oder Beobachtungen) als Grundlage für permanente Evaluation, Soll-Ist-Abgleich
  • Evaluation ist unabdingbar, um eine lernende Organisation zu sein, und um Angebote und interne Prozesse weiterzuentwickeln
  • Transparenz schaffen auch für Investoren: Externes Reporting

Es braucht ein völlig neues Denken für eine neue Kirche.

Mehr dazu steht auch im „Kursbuch Wirkung“ der gemeinnützigen Plattform für strategisch-gesellschaftliches Engagement Phineo.