Serie: Frische Kirche für morgen gestalten, Teil 8
Nicht immer wird gejubelt, wenn jemand mit einer guten Idee um die Ecke kommt. Wenn jemand etwas Gutes, Sinnvolles, Frohet schaffen will. Das hat zumindest Jonte Schlagner immer wieder erlebt. Fast zwei Jahre hat es gedauert, bis die Eigentümer der Wunschräume für den sozialen Co-Working-Space Frohet Schaffen! in der Iserlohner Innenstadt überhaupt zu Gesprächen bereit waren. Ob sich Jontes Hartnäckigkeit auszahlen wird, ob sein Traum, die Vision, die er hat, auch wirklich Gottes Vision ist, wird sich noch zeigen. Weil aber eine Wand, eine Sackgasse nicht das Ende bedeuten muss – nicht umsonst können wir mit unserem Gott über Mauern springen -, ist die Geschichte von einem sozialen Co-Working-Space in einem eher prekären Stadtteil Iserlohns noch nicht fertig erzählt. „Ich will mit anderen hier vor Ort an Gottes Reich bauen. Und ich glaube, dass Gott dafür Frohet Schaffen! nutzen will – so hat er es mir zumindest schon gezeigt. Sollte das eines Tages mal nicht mehr der Fall sein, dann ist es nicht schlimm. Ich will nicht der kapitalistischen Maxime, „fake it, till you’ll make it“, folgen. Ich will ehrlich sein, andere mit hineinnehmen, Schritte gehen, neue Türen und Wege suchen, habe aber auch innerlich die Freiheit zu sagen: Okay, Gott, wenn es jetzt hier nicht weitergeht, dann ist das okay. Dann ist das kein Scheitern und es war auch kein Fehler, sondern einfach ein Weg, der jetzt woanders weitergeht“, erklärt Jonte, warum er beharrlich festhält und gleichzeitig dabei so entspannt wirkt. Denn noch scheint der Weg nicht geradlinig zu verlaufen, aber er führt vorbei an einer spannenden und geschichtsträchtigen Immobilie, keine 300 m von den eigentlichen Wunschräumen entfernt liegt. Nach einer umfangreichen Restaurierung in den vergangenen Jahren steht die ehemalige Kaffeemühlen-Fabrik nun für vielfältige Nutzungsmöglichkeiten zur Verfügung. Zum Beispiel für einen sozialen Co-Working-Space.
Um endlich loslegen zu können, darf Frohet Schaffen! hier erst einmal Unterschlupf finden: ausprobieren, erproben, versuchen; arbeiten, netzwerken, Gemeinschaft erleben.
Endlich ist die Zeit da, um Räume zu gestalten. Um Wandfarben, Tische und Stühle auszusuchen. Um Schränke auszuwischen, Türen einzuhängen und Jalousien anzubringen. Um Stifte anzuspitzen, Papier in den Drucker zu legen und das Wlan-Passwort festzulegen. Die freie Wahl – im Rahmen des Budgets.
Endlich ist die Zeit da, um Räume zu gestalten. Um Begegnungen zu ermöglichen. Um Beziehungen zu gestalten. Um Offenheit zu leben. Um Neues voranzubringen. Freiheit – im Rahmen der Gegebenheiten.
Freiheit, Räume freizugeben
Im Dezember hat sich Jonte mit einigen Kompliz:innen getroffen, um genau das herauszufinden: Was soll in den Räumen des Co-Working-Spaces Frohet Schaffen möglich sein? Was für Räume sollen eröffnet werden? Und wie sollen, müssen und dürfen die Räume gestaltet werden, um das zu erreichen, was möglich ist? Wie warm oder wie kalt darf es sein? Fensterblick oder Fokus auf die weiße Wand? Afterwork-Party oder Prework-Breakfast? Kollaborationen für gemeinsame Aktionen oder Konzentration auf die eigenen Projekte? Wenn alles möglich ist, müssen in aller Freiheit Entscheidungen getroffen werden: gegen zu teure Lieblingsstühle. Für Features, die den Fokus erhöhen. Für bestimmte Leute. Gegen Schnickschnack.
Jonte Schlagner ist bei all dem besonders wichtig, dass bei aller Freiheit, die nun in den Möglichkeiten und Chancen steckt, auch Gott und sein Wirken, zu bedenken – in aller Freiheit, die das mit sich bringt. „Mir ist es wichtig, diese Freiheit, die wir bei der Gestaltung haben, auch wieder abzugeben: Lasst uns gemeinsam gestalten, wie wir arbeiten und zusammen sein wollen. Wir beabsichtigen nicht irgendeinen Raum herzurichten oder einen Ort erschaffen, der dann so bleibt. Wir wollen diesen Ort, den wir aus der Freiheit des Glaubens heraus kreieren, nicht nur mit unseren Ideen besetzen, sondern ihn freigeben für die Ideen derer, die sich daran beteiligen wollen.“
Freie, leere Räume laden ein, sie nicht nur mit Möbelstücken und Menschen zu füllen. Sie sollen frei bleiben: in der Nutzung, in den Möglichkeiten, in Begegnungen, Austausch und Gemeinschaft. Weil Raumgestaltung so viel mehr ist als die Gestaltung eines Raums. Es geht um die Gestaltung von Beziehung, eines Stadtteils, von Arbeit.