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Netzkloster: Digitale Übung für analoges Gebet

30. Oktober

Sich rausziehen aus dem Alltag. Alle Stimmen und Geräusche um einen herum und in einem drin zum Verstummen bringen. Eintauchen in die Stille. Ruhe finden in der Kontemplation. Kraft sammeln im vorübergehenden Stillstand. Die einen zieht es dafür in die Natur, die anderen buchen sich für ein Stille-Wochenende im Kloster ein.

Doch eigentlich besteht der Schlüssel zu Glück und Zufriedenheit doch nicht darin, sich immer wieder Abenteuer und Auszeiten zu buchen, sondern darin, dass man den Alltag so gestaltet, dass Abenteuer und Auszeiten darin zu finden sind. Dass man sich nicht immer wieder rausziehen muss. Nicht immer wieder ausbrechen muss. Sondern dass man Stille, Ruhe und Kontemplation auch im Alltag findet. Kleine Stille-Nuggets im Lärm. Kleines Ruhe-Konfetti im Trubel. Ein bisschen Kontemplations-Glitzer im Gewusel.

Meditation und Kontemplation

Also, ab auf die Matte, den Gebetshocker oder den Teppich. Augen zu. Ohren auf. Gedanken aus. Meditation und Gebet. Fokus auf die innere Stimme. Konzentration auf Gott. Apps, Videos, Audiotakes – es gibt verschiedene Hilfsmittel, die einen in die Stille führen wollen. Die dabei helfen sollen, sich auf das Innerste zu konzentrieren und mit Gott oder sich selbst in den Dialog zu gehen. Und vielen hilft das auch schon. Die ersten zehn, fünfzehn Minuten des Tages in Stille zu beginnen, kann einen rüsten für den lauten Tag. Kann einen stark machen. Widerstandsfähig. Resilient. Kann einen verbinden mit dem Schöpfer des Tages, der Nacht, des Lebens. Doch Meditation, Kontemplation, Stille, ja, auch Gebet, sind Dinge, die man nicht unbedingt automatisch kann. Zu laut sind Gedanken und Geräusche. Zu wuschig der Geist. Zu wenig wach das Herz. Zu wenig willig das Fleisch. Stille muss man üben.

Digitales Angebot für analoge Meditation

Dabei helfen will einem das Netzkloster. Eine Fresh X-Initiative aus der Schweiz, einst gegründet und geleitet von Dave Jäggi, den Katharina auch im Frischetheke-Podcast interviewt hat. Es bietet verschiedene Kursformate an, in denen Gebet und Meditation gelernt werden sollen. Ein digitaler Raum für analoge Meditation. Gemeinschaft über Ländergrenzen hinweg. Verbundenheit durch den EINEN. Dabei orientiert sich die Gemeinschaft an den Gebetsritualen der Mönche. Tagzeitengebete. Kleine Unterbrechungen im Alltag, die helfen sollen, den Fokus neu zu finden. Ganz ohne An- und Abreise oder freie Tage im Terminkalender.

“In der uralten Tradition christlicher Mystik verbirgt sich ein Schatz, der im 21. Jahrhundert neu entdeckt werden will. Dieser Reichtum gehört nicht hinter die Mauer von Klöstern und Kirchen. Netzkloster bringt eine Übungspraxis der Meditation in deinen Alltag, an den Ort wo du dein Leben geniesst, arbeitest und Herausforderungen meisterst. So kannst du in Gemeinschaft mit anderen und in einem geführten Prozess einen achtsamen Lebensstil trainieren”, heißt es auf der Website. Die praktizierte Meditation und Stille soll zu einem resilienten Leben führen, zu einem verbundeneren Denken, zu mehr Stressresistenz und Achtsamkeit. Zu Entschleunigung und Präsenz – auch in Beziehungen. Es soll helfen, in Einklang mit Gott, anderen Menschen, der Schöpfung, aber auch mit sich selbst zu leben. In regelmäßigen Online-Treffen wird die Meditationspraxis gemeinsam eingeübt. Denn nur, wer es schafft, das Gedankenkarussell und Stimmenwirrwarr für einen gewissen Zeitraum wirklich abzustellen, findet den Zugang und Weg zu einem zufriedeneren Leben in Verbundenheit.

Durch die Mystik. Gemeinsam. Auf dem Übungsweg. Zur Unendlichkeit.

Klostergemeinschaft in Kursformaten

Das Netzkloster bietet unterschiedliche Möglichkeiten zu Übung und Gemeinschaft: Von wöchentlichen Meditationstreffen bis zum 3-monatigen Einführungskurs mit Zertifikat. Genau wie ein Stillewochenende im Kloster sind diese Angebote natürlich nicht umsonst. Durch die Kurse finanziert sich das Netzkloster, ist somit auch ein Beispiel für Unternehmerisch Kirche sein. Kennenlernen kann man das Angebot bei dem regelmäßig stattfindenden Schnupperabend “Inspectoi”. Eine eigene App bietet darüber hinaus Zugang zur Klostergemeinschaft und informiert über Veranstaltungen und Tipps.

Gerne hätten wir euch an dieser Stelle davon berichtet, wie wir so einen Schnupperabend, eine Meditations- und Stilleübung erlebt haben. Doch zeitlich passte das nicht. Der nächste Schnupperabend ist aber bereits am Dienstag, 07.11.23 von 20:00 bis 21:30. Wer also das Netzkloster einmal ausprobieren möchte, kann sich hier unverbindlich anmelden.

Autorin, Lektorin, Redakteurin von Beruf. Im Fresh X-Netzwerk und an der CVJM-Hochschule. Mitarbeitende, Mitdenkende, Mitgestaltende in Kirche. Suchende, Sehnende, Scheiternde, Fragende, Findende, Fordernde im Privaten.