»Mich fasziniert diese Fragestellung, weil sie dabei hilft sich an den Sozialräumen zu orientieren.
Maria Herrmann, Referentin für Strategische Innovation im Bistum Hildesheim Tweet
Menschen in Kirche machen heute sehr viel mehr als nur Seelsorge. Wie Unternehmer:innen haben sie jede Menge Verwaltungsaufgaben, Finanzierungs- und Strukturfragen auf dem Tisch. Da erscheint es klug, sich etwas von etablierten Unternehmen und motivierten Start-Ups abzuschauen.
Warum ist der Blick auf unternehmerische Formen von Kirche wichtig?
2019 starteten Hans Euser und Maarten Atsma im Auftrag der Protestantischen Kirche der Niederlande eine Explorationsstudie mit dem Zweck, missionarische Optionen in ökonomischen Kontexten zu erforschen. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie im Jahr 2020. Die Beispiele, die sie darin vorstellen, beziehen sich zwar alle auf den niederländischen Kontext, können jedoch europaweit adaptiert werden.
»Bei einem Treffen mit den Herausgebenden haben sie mir von dieser Studie erzählt. Ich wurde neugierig, denn im Gespräch mit Kirchenentwickler*innen aus anderen Europäischen Ländern wird mir immer wieder bewusst, welche wichtige Rolle Geld im Bereich von kirchlichen Innovationen spielt. Welche wichtige Rolle es auch spielt, kein Geld zu haben, das über Kirchensteuern verteilt wird. Wenn sich Gründer*innen selbst um ein Ein- und Auskommen kümmern – wenn sie unternehmerisch wirken müssen. Mich fasziniert diese Fragestellung, weil sie dabei hilft sich an den Sozialräumen zu orientieren. Sie fasziniert mich auch, weil ich davon ausgehe, dass dies mittelfristig für deutsche Kontexte auch zutreffen wird«, erklärt Maria Herrmann, Referentin für Strategische Innovation im Bistum Hildesheim.
Business as mission?
So machte sich 2022 ein kooperatives Team aus Experten des Fresh X-Netzwerks, des Bistums Hildesheim, der CVJM Hochschule, des IEEG, und von mi-di daran, die Ergebnisse aus den Niederlanden für Deutschland zu übersetzen und zu kontextualisieren.
»Die Studie ist für den deutschen Kontext so spannend, weil bei in der Frage der Finanzierung neuer Formen bei uns noch viel über kirchliche Mittel und Förderungen läuft. Das wird zukünftig aber weniger werden und ist kein Zukunftsmodell. Wir brauchen also auch neue Ansätze in der Finanzierung und da kann ein wirtschaftlicher Ansatz, wie ihn die niederländischen Kolleg:innen in der Studie aufzeigen, ein verheißungsvoller Ansatz sein«
Florian Karcher, CVJM Hochschule Tweet
Dabei gingen sie darauf ein, wie die globale Bewegung »Business as mission« in Deutschland aussehen kann, welche Schnittstellen es zwischen Unternehmen und Kirchen gibt und welche Kriterien erfüllt sein müssen, damit man von einer Kirche sprechen kann, die unternehmerisch tätig ist.
Was kann Kirche vom Unternehmertum lernen?
Die deutsche Übertragung der Studie kann hier runtergeladen werden. Was Kirchen von Unternehmen lernen können, klingt auch in einigen Artikeln an, die bereits im Online-Magazin veröffentlicht wurden:
- Simon Sinkes Ansatz des „Golden Circle“ hat im Unternehmertum viel verändert. Sinek sprach in einem Interview darüber, wie man die Frage nach dem „Warum“ im kirchlichen Kontext anwenden sollte.
- Chrissi Lehmann machte mehrere Wochen lange in Praktikum in der Gründerszene und hat aufgeschrieben, was Kirche von Start-Ups lernen kann.
- Maria Herrmann schrieb einen Artikel darüber, in welcher Beziehung Geld und Kirche stehen.
- Hella Thorn beschäftigte sich mit den Probleme der Kirche hinsichtlich Kirchensteuern und der Finanzierung von Erprobungsräumen.
- Anna und Erik Reppel gründeten im Erfurter Plattenbauviertel das Pixel-Sozialwerk. Mit Businessplan und alternativen Finanzierungsmodellen haben sie es geschafft, ein sozial arbeitendes Unternehmen zu gründen, dass sich nicht über die Kirchensteuer finanziert. Wir haben die beiden portraitiert und in einer Frischetheke-Folge ausführlich befragt.
Die Studie ist eine Kooperation von: